Re: Regional- & Oberligen
Leipzig.
Die Geschichte des FC Sachsen Leipzig endet im Sommer 2011. Heiko Kratz, seit zwei Jahren Insolvenzverwalter des traditionsreichen Oberligisten, gab am Mittwochabend auf einer eilig einberaumten Pressekonferenz bekannt, der Spielbetrieb des FCS werde zum 30. Juni eingestellt. Danach muss der Klub abgewickelt und schlussendlich aus dem Vereinsregister gestrichen werden.
âIch persönlich halte die Struktur hier fĂŒr nicht sanierungsfĂ€higâ, begrĂŒndete Kratz seine Entscheidung. Obgleich bisher im Etat noch keine DeckungslĂŒcke entstanden und auch die kommenden zwei Monate problemlos zu bezahlen seien, könnten nach EinschĂ€tzung des Leipziger Anwaltes die Kosten fĂŒr einen kĂŒnftigen Spielbetrieb einfach nicht mehr gedeckt werden.
Zur Untermauerung seiner Argumentation hatte Kratz gleich eine ganze Reihe MissstĂ€nde parat: Sinkende Zuschauerzahlen in den vergangenen Monaten, gigantische Unterhaltskosten fĂŒr den Alfred-Kunze-Sportpark, nicht eingehaltene Zusagen bestehender Geldgeber und kaum hinzugewonnene neue Sponsoren. Nicht zuletzt hĂ€tte auch etwa die HĂ€lfte aller Vereinsmitglieder in diesem Jahr keine BeitrĂ€ge mehr gezahlt. âJeder Fan, der nicht ins Stadion gekommen ist und jeder Sponsor, der nicht gezahlt hat, ist hier mitverantwortlichâ, sagte Kratz, der am Mittwoch von den beiden anderen FCS-VorstĂ€nden Matthias WeiĂ und Uwe Seemann begleitet wurde.
Hauptgrund fĂŒr das Ende des FC Sachsen sei allerdings der zwar legendĂ€re, aber durchweg marode Alfred-Kunze-Sportpark. âZehn Jahre lang ist hier nichts gemacht wordenâ, sagte Kratz. âDer jetztige Zustand ist eine Katastropheâ pflichtete ihm auch Seemann bei. Vor allem die Energiekosten seien in der aktuellen Situation nicht mehr zu schultern. WĂ€ren hier in den vergangenen Jahren Investitionen getĂ€tigt worden, hĂ€tte vielleicht auch ein Ende vermieden werden können, glaubt Kratz. âNehmen wir beispielsweise allein den Fuchsbau: Mit modernen DĂ€mmmaterialen könnte man die HĂ€lfte der Kosten sparenâ, sagte Kratz und ergĂ€nzte: âHĂ€tten wir den Sportpark nicht, dann hĂ€tten wir auch keine Probleme.â FĂŒr Investitionen habe dem Verein in den vergangenen zwei Jahren aber das Geld gefehlt. Wie Seemann sagte, hĂ€tte man sich mitunter auch mehr UnterstĂŒtzung von der Stadt gewĂŒnscht, etwa bei einer Sanierung oder bei der Erweiterung der KapazitĂ€t des Sportparks auf 7.500 Zuschauer.
Fraglich ist allerdings, ob ĂŒberhaupt noch einmal so viele Fans ins Stadion gekommen wĂ€ren. Nicht einmal zum Pokal-Derby gegen RB Leipzig im April konnten mehr als 3500 mobilisiert werden. Etwa 1000 zahlende Zuschauer pro Spiel braucht es nach EinschĂ€tzung des Insolvenzverwalters mindestens, um in der Oberliga ĂŒberleben zu können. In der Hinrunde dieser Saison seien diese noch gerade so erreicht worden. âSeit der eingegangenen Nachwuchskooperation mit Red Bull kommen aber nur noch 800 Zuschauer und das ist zu wenigâ, sagte Kratz, der sich zusammen mit den anderen VorstĂ€nden âmaĂlos enttĂ€uschtâ ĂŒber die Entwicklung auf den RĂ€ngen zeigte. Nach Ansicht von Kratz hĂ€tte die Talfahrt auch nicht durch eine forcierte Einigung mit der abgespaltenen BSG Chemie Leipzig aufgehalten werden können. âĂhnlich wie in der Frage mit RB gab es hier Fans, die dafĂŒr und andere, die dagegen waren.
Ironie des Schicksals ist es, dass die Sachsen-Verantwortlichen nun sowohl mit RB Leipzig, als auch mit der BSG Chemie GesprĂ€che aufgenommen haben. âWenn es uns schon nicht gelingt, die HĂŒlle FC Sachsen Leipzig zu erhalten, dann wollen wir wenigstens den FuĂball in andere HeimstĂ€tten bringenâ, sagte Kratz, der mehrfach das Engagement von Sportlern und ehreamtlichen Helfern im Verein lobte. Laut des Insolvenzverwalters werde mit den Rasenballern bezĂŒglich der FCS-Herrenmannschaft â in der alle SpielervertrĂ€ge zum 30. Juni auslaufen â verhandelt, bei der BSG Chemie sucht man nach einer neuen HeimstĂ€tte fĂŒr die insgesamt zehn Nachwuchsteams.
Die Zeit fĂŒr einen Wechsel der Abteilungen drĂ€ngt allerdings. âBis Ende Mai mĂŒssen laut Spielordnung die Verhandlungen abgeschlossen seinâ, sagte Kratz, der ausschloss, dass es einen Verkauf von Mannschaften und Ligaspielrechten geben werde. So etwas lieĂen die Statuen des FuĂballverbandes einfach nicht zu.
*Quelle* Leipziger Volkszeitung www.lvz.de
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