Men Kommentar galt ja auch nicht dem Trainer...natürlich ist ssein Rücktritt verständlich.
Wie man einen Trainer zerlegt
Von Karlheinz Wagner, 18.04.11, 10:50h
Der 1. FC Köln hat eindrucksvoll gezeigt, wie man in kurzer Zeit den eigenen Trainer mehr oder weniger zerlegt. Das Ergebnis dieser Maßnahme war gegen den VfB Stuttgart auf dem Spielfeld zu bestaunen.
Die Trainer-Akademie des DFB hat derzeit noch ihren Sitz in Köln, gleich hinter dem Rhein-Energie-Stadion. Das ist gut für den Lehrplan dort, denn derart exemplarisch wie derzeit beim 1.FC Köln ist schon lange kein Trainer mehr zerlegt worden – ohne eigenes Zutun wohlgemerkt und, besonders ergiebig für wissenschaftliche Aufarbeitung, noch dazu vom eigenen Klub.
Schaefer muss sich folgenden Vorwurf gefallen lassen: Er hat den Klub nach dem 9. Spieltag auf Platz 18 mit 5 Punkten übernommen. Er hat der Mannschaft einen Stil beigebracht, den man als variabel bezeichnen muss: Die linke Seite agierte als Kurzpass-Kraftwerk, das mit Eichner und Clemens unter Assistenz der herausrückenden Podolski und Lanig an guten Tagen kaum zu stoppen war. Die rechte Seite war die Hochtemposeite, die mit langen Bällen den Weg zur Grundlinie suchte.
Podolski blühte auf, Novakovic wurde zum Team-Spieler, das ganze Ensemble machte einen inspirierten, kraftvollen Eindruck. Das heimische Publikum war – erstmals seit Jahren wieder – verzückt.
Diese Vergehen lässt der Klub nicht ungestraft: Ob Schaefer im Fall des Klassenerhalts bleibe, werde man noch sehen, sagt der Geschäftsführer; Schaefer lasse den Verein bei den Vertragsverhandlungen zappeln, klagt der Vorstand; der Sportdirektor mischt sich in die Mannschaftsbesprechungen ein, untergräbt Schaefers Autorität im Team und ernennt – ein unfassbarer Vorgang! – öffentlich Schaefers religiöses Bekenntnis zum Problem.
Das Ergebnis dieser Maßnahmen war beim 1:3 gegen Stuttgart zu bestaunen: Der Teamgeist ist gesprengt; das Verhältnis Spieler/Trainer ist gestört; der FC ist wieder ein Eins-a-Abstiegskandidat. Wenn der Klub das gewollt hat, muss man sagen: gute Arbeit.