[A3] Der Beginn einer verheißungsvollen Karriere!?

Begonnen von fuxx0710, 25. Mai 2021, 20:36:55

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fuxx0710

Hallo zusammen,

durch die tollen Managerstorys motiviert (besonders die von "robertob" haben es mir angetan) möchte ich mich auch einmal an einer versuchen. Von der Aufmachung her möchte ich mich ebenfalls an robertobs orientieren, weil gut geklaut bekanntlich besser ist als schlecht erfunden ;-) Ich hoffe, dass das in Ordnung geht.

Ich werde meine Story nach und nach hochladen - so wie ich Zeit finde.

Mein Ziel ist ganz klar von unten nach ganz oben zu kommen ... mich reizen große Clubs eigentlich nicht so sehr. Aber schauen wir mal, wohin es mich in Zukunft verschlagen wird.

- Gespielt wird mit dem File von 2019/2020
- Startland ist Deutschland in einer echten Managerkarriere
- Ohne Cheats
- Kein Save & Reload
- Textmodus
- keine unrealistischen Aufstellungen
- Schwierigkeitsgrad "Realistisch"
- Generell ist mir Realismus sehr wichtig. D.h. unrealistische Transfers álla Messi zum BVB o.ä. wird es bei mir nicht geben. Ebenfalls müssen Spieler bei guten Angeboten verkauft werden oder meine besten Spieler, wenn ich nicht aufsteige, vor Vertragsende auf die Transferliste gestellt werden, um Geld zu generieren. Realistisch eben. Um es geldtechnisch noch schwieriger zu machen, darf mit Sponsoren nicht verhandelt werden und nur das schlechteste Angebot angenommen werden. Außer dann eben bei anhaltendem Erfolg bei einem großen Verein.

Genug der Langeweile ... Los geht's  :bang: :bang: :bang:

fuxx0710

#1
PROLOG

Ich glaube, ich muss mich kneifen: »Aua.«
  Einmal, dann ein zweites Mal.
  »Autsch.«
Nein ... es ist wahr ... :schal: ... Ich habe es tatsächlich geschafft und meinen Traum verwirklich können: Trainer und Manager einer 1. Mannschaft im Profifußball sein. Und das mit 28 Jahren.

Als vor einer Woche unser Präsident Herr Wahlich - Jahrgang 1958, Typ »Respektsperson« - mich in meinem Sommerurlaub anrief, glaubte ich noch an einen Scherzanruf eines Kumpels.
  »Wir halten große Stücke auf Sie«, sagte er. »Ihre Arbeit mit unserer A-Jugend war in der letzten Saison außergewöhnlich.«
  Ich hörte weiter aufmerksam zu, war ich doch mehr als gespannt wie das Gespräch weitergehen würde.
  »Wir haben nicht umsonst Geld in Ihre Fußballlehrer-Lizenz und das Master-Studium im Sportmanagement investiert. Und ab dem 01.07. soll es sich endlich für Sie und uns auszahlen. Sind Sie noch dran?«
  Ich konnte nur ein kurzes »Ja« in mein Smartphone stammeln und mein Herz pochte wie wild. Ich war mir aufgrund der gewählten und eloquenten Sprechweise jetzt sicher, dass es tatsächlich Herr Wahlich war.
  Er sprach unbeirrt weiter: »Die Presse weiß es noch nicht. Wir haben uns eben von unserem Trainer, Manager und dem gesamten Staff getrennt. Die letzte Saison, in der wir uns nur kurz vor knapp retteten, brachte den Vorstand und mich zum Umdenken. Wir denken, dass es Zeit für einen radikalen Umbruch wird."
  Ich hörte wie gebannt zu.
  »Wir haben dieses Jahr eine Truppe mit vielen jungen Spielern und denken, dass Sie genau der Richtige sind, um uns in den nächsten Jahren einen Aufstieg in die 2. Liga zu ermöglichen.«
  Rückblickend war meine nächste Frage nicht sehr souverän: »Ich?«
  Herr Wahlich lies sich nicht beirren: »Ja, genau Sie«, grunzte er. »Wir möchten Sie als unseren neuen Manager und als eine Art Trainer-Doppelspitze mit einem weiteren, erfahrenen Trainer.«
  Ich konnte ihm nicht folgen: »Doppelspitze?«
  »Ja, Doppelspitze. Sind Sie ein Papagei?« entgegnete er leicht genervt. "Der Vorstand und ich denken, dass wir Ihnen, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, keinen Gefallen tun würden, wenn wir Ihnen in Ihrer ersten Profistation die alleinige Verantwortung für beide Positionen geben würden. Bitte verstehen Sie das nicht falsch. Wir trauen Ihnen das zu - möchten Sie aber nicht sofort verheizen.«
  Ich musste mich sehr beherrschen, um nicht sofort in Jubel auszubrechen.
  »Und wer wird meine Unterstützung?« fragte ich neugierig.
  Ich konnte das Grinsen Herrn Wahlichs durch das Smartphone hindurchhören und musste unweigerlich an den Grinch denken, als er antwortet: »Unsere Trainerlegende Eduard Geyer!«

fuxx0710

#2
1. Station: Saison 2019/2020 – FC Energie Cottbus – 3. Liga Nord


Herr Wahlich lässt mich weiterhin nicht zu Wort kommen: »Meine Sekretärin hat Ihnen den Vertrag gerade eben zugemailt. Wir brauchen Sie morgen hier.«
  Zum Glück entschied ich mich für einen Urlaub auf Amrum und nicht in der Karibik.
  »Vielen Dank, Herr Wahlich, für die große Chan... «
  Er lässt mich nicht aussprechen: »Jetzt ist keine Zeit zum Nettigkeiten austauschen«, blafft er. »Wir sehen uns morgen in der Geschäftsstelle.«

Ich schaue sofort nach meinen E-Mails und da ist er tatsächlich:



Der Vertrag ist meiner Meinung nach fair. Ein Mittelfeldplatz ist im Bereich des Möglichen; mehr wäre ein Wunder. Die Laufzeit über 2 Jahre mit einer Option für ein weiteres Jahr, ohne Ausstiegsklausel, ist nachvollziehbar – der Verein möchte bekanntlich langfristig planen. Jetzt merke ich erst, wie angespannt ich bin und wie heiß ich gleichzeitig auf meine neue Aufgabe werde. Ich packe wie im Wahn meine Sachen, checke aus und mache mich auf den Weg zurück in die Lausitz ...

angryflo


fuxx0710

#4
ERSTE TAGE


Endlich beziehe ich mein neues Büro. Wow! Geile Aussicht in unser ,,Stadion der Freundschaft". Ich bekomme Gänsehaut. Wie es wohl erst sein wird an der Seitenlinie zu stehen?




Die ersten Tage vergingen wie im Flug und ich habe kaum geschlafen. Vertragsunterschrift, erstes Treffen mit Herrn Geyer, Pressetermine, Kaderanalyse, Planung der Vorbereitung, und, und, und. Zeit zum Verschnaufen blieb keine. Ich bin wirklich froh einen erfahrenen Trainer an meiner Seite zu haben. Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen. Man merkt ihm einfach an, dass er schon seit 1975 Trainer ist bzw. war. Von ihm kann ich mir einige Kniffe abschauen – von der Ruhe und Gelassenheit, die er ausstrahlt, ganz zu Schweigen.

Ich verschaffte mir erst einmal einen Überblick über unsere Finanzen. Auf Rosen sind wir wahrlich nicht gebettet.




Dass wir nicht den großen Reibach im Sponsoring machen würden, nach einer Drittligasaison, die fast in einem Abstieg mündetet, war klar. Vielleicht spült ja die eine oder andere mehr verkaufte Dauerkarte, durch die Verpflichtung unseres Trainer-Urgesteins angetrieben, ein wenig mehr Geld in die Vereinskasse. Wir werden es sehen. Im Pokal werden wir leider ebenfalls nicht dabei sein. Schade eigentlich. Ein Spiel gegen die Bayern im Pokal, unter Flutlicht, wäre Gold wert gewesen. Aber dafür hätte man letzte Saison den Landespokal gewinnen müssen. Vielleicht können wir ja den einen anderen Bundesligisten von einem Freundschaftsspiel überzeugen und so Zusatzeinnahmen generieren. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ein Torwarttrainerposten musste noch besetzt werden. Herr Geyer wollte unbedingt Tomislav Piplica verpflichten, da er sich mit ihm weitere Faneuphorie versprach. Unser Präsident legte sein Veto ein. ,,Ich nehme doch keinen Torwarttrainer unter Vertrag, der bei jedem Bundesliga-Rückblick eine Lachnummer ist". Recht hat er, dachte ich mir und verpflichtete Stefan ,,Toto" Wächter, immerhin Extorwart beim HSV und Rostock.




Toto wollte unbedingt für 5 Jahre kommen und ein ,,lachhaftes" Gehalt. Ihm habe die Lausitz schon immer gefallen und das Geld brauche er nicht wirklich, sagte er. ,,Glück für uns", sagte ich.




982.000 € haben wir zum Vorbereitungsstart zur Verfügung. Nicht viel Geld für Verstärkungen. Da muss schon auf dem Transfermarkt ein echter Schnapper dabei sein, um wirklich zuschlagen zu können. Oder eine Leihe?




Der Kader gibt zum sofortigen Verkauf auch nicht viel her. Wir brauchen jeden Mann und unsere Talente wollen wir nicht abgeben. So will es auch das Präsidium und der Vorstand. Um das Ende der Saison nicht mit einem Minus abzuschließen, werden wir wohl ein bis zwei Spieler abgeben müssen – zur neuen Saison allerdings. Der ein oder andere Spieler wird sicherlich seinen Marktwert steigern können – durch die akribische Arbeit von Herrn Geyer und mir. Das ist unser gemeinsames Ziel, das wir intern auserkoren haben. Wir wollen uns als Talentschmiede etablieren und die Spieler dann mit einem guten Gewinn wieder verkaufen – ein typischer Ausbildungsverein eben.

Ich denke wir haben eine gute Mischung aus vielen jungen Talenten und einigen gestandenen Profis.









Dimitar Rangelov ist zwar schon 36 und leider nicht mehr der Schnellste. Wir erhoffen uns aber gerade von ihm durch seine kämpferische Natur und als Fanliebling eine Vorbildfunktion für unsere jungen Spieler. Hoffen wir, dass alle gesund bleiben.

Der ,,Kicker" bewertet unser Team übrigens als viertschlechtestes der Liga. Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Vielleicht hänge ich diese Tabelle als Motivation in die Kabine - mit einem süffisanten Spruch darunter. Ich werde Herrn Geyer meine Idee präsentieren. Ich bin gespannt, was er dazu sagen wird.




Dafür haben wir den drittjüngsten Kader. Immerhin. Mit 10 Spielern unter 22!




All unsere Spieler wurden zwar mit der Talenteigenschaft ,,keins" bewertet. Der ein oder andere wird aber für eine Überraschung sorgen werden. Da sind wir uns sicher. Gerade unser Torwart Lennart Moser, mit seinen 19 Jahren, und jüngst von der Mannschaft als Kapitän gewählt, wird sicherlich für Furore und einen sauberen Kasten sorgen.

Mich selbst bewertet der ,,Kicker" übrigens mit 2 von 15 Punkten und ,,keinem Image" – ein unbeschriebenes Blatt also. Nicht schlecht für den Anfang.




Eine anonyme Umfrage, im Auftrag unseres Vereins, ergab zu Saisonbeginn zudem folgendes Bild über den Verein, die Fans und mich:




Hier ist definitiv Luft nach oben. In allen Bereichen! Außer beim DFB! Ich frage mich, was man tun muss, um es sich dort zu versauen. ,,Vielleicht immer wieder den Schiedsrichter ablehnen?" hörte ich mich Selbstgespräche führen und verwarf den Gedanken schnell wieder.

Die Umfrage förderte ebenfalls zu Tage, welche Wünsche und Kritikpunkte unsere treuen Fans haben:






Leider haben wir im Moment kein Geld, um auch nur einen einzigen Wunsch erfüllen zu können. Egal ob es sich um den Zustand des Stadions oder um ein zusätzliches Kassenhaus dreht. Die ersten 400.000 €, die wir investieren können, werden wir in einen neuen Trainingsplatz stecken müssen. Der derzeitige ist mehr Asche- als Rasenplatz. Die einzigen Mittel, die ich kurzfristig beim Vorstand locker machen konnte, sind 10.000 € im Monat für das Werben von neuen Fans. Ich hoffe dies schlägt sich auch im Kartenverkauf nieder.

Unsere Talentschmiede gibt im Moment leider auch keine sofort brauchbaren Spieler her. Dafür tummeln sich in der B-Jugend zwei Rohdiamanten. Beide mussten wir sofort durch Vorverträge an uns binden. Die 10.000 € im Jahr sind geschenkt. Unser Trainingsschwerpunkt soll, ganz klar, die Charakterschulung sein. Einen ,,Schönwetterspieler" álla Mesut Özil oder eine ,,Skandalnudel" álla Mario Basler wollen wir nicht ,,heranzüchten".




Unsere Zweitvertretung, die in der Oberliga spielt, liefert leider auch keine sofort brauchbare Alternative. Hier hatte ich unseren langjährigen Scout beauftragt, Spielerprofile zu erstellen. Manchmal schlummert hier ein verborgenes und übersehenes Talent. Immerhin fiel mir ein Amateurspieler in den Profilen besonders auf:




Matthias Lord bewertete er nach ,,Kickerkriterien" mit einer Stärke von 2,0 und einem ,,großen" Talent. Ich erinnerte mich bei diesem Spieler an ein PC-Spiel, dass ich früher gerne spielte und mich wahrscheinlich auch dazu brachte ,,Fussballmanager" werden zu wollen ... Anstoss 2! Ein typisches ,,ewiges Talent" war er. Ich musste schmunzeln. Mit ihm möchte ich im Moment den schmalen Etat nicht noch zusätzlich belasten. Aber es ist beruhigend zu wissen, zur Not auf ihn zurückgreifen zu können.

Morgen startet endlich die Saisonvorbereitung. Das Trainerteam und Staff ist vollzählig und wir sind heiß auf das erste Trainingslager.








Ueberflieger


If you wait until you can do everything for everybody, instead of something for somebody, you'll end up not doing nothing for nobody. - Malcolm Bane

angryflo

Echt Klasse, da bekommt direkt Lust selbst noch mal A3 zu spielen... :-)

--MariO91--

Gut geschrieben, ich hoffe, du baust es noch etwas aus, dass sich Ede (Ich glaube, dass sich Trainer untereinander duzen) und du auch noch austauschen können. Macht die Story irgendwie "lebendiger" und ich trau es dir zu, dass es gut wird. Weiter so.  :ok:
Deutscher Meister wird nur der FCN!

fuxx0710

#8
Zitat von: --MariO91-- am 27. Mai 2021, 15:16:40
Gut geschrieben, ich hoffe, du baust es noch etwas aus, dass sich Ede (Ich glaube, dass sich Trainer untereinander duzen) und du auch noch austauschen können. Macht die Story irgendwie "lebendiger" und ich trau es dir zu, dass es gut wird. Weiter so.  :ok:

Hast du meinen nächsten Entwurf schon gelesen? ;-)
Genauso ist es geplant :-)
In wie weit ich mehr Dialoge einbauen kann, muss ich mal schauen. Geplant waren viele Dialoge eigentlich nicht.
Danke für die warmen Worte ... auch von den anderen Lesern  :ok:

fuxx0710

#9
SAISONVORBEREITUNG


Am Tag vor Abfahrt in das Trainingslager steht noch ein ganz besonderer Termin an: unser ,,Tag der offenen Tür".




Wir kommen mit den verschiedenen Fanclubs in Kontakt, schreiben fleißig Autogramme und man merkt wieder wie wichtig Fannähe ist. Der Tag ist viel zu schnell vorüber und die tolle Verabschiedung von den Fans wird uns sicherlich Kraft für die nächsten sechs intensiven Wochen geben.

Die Anreise am nächsten Tag verläuft problemlos, wir finden gute Bedingungen vor und das Trainingslager kann starten. Ich bemerke, dass ich mich wie ein Kleinkind freue endlich wieder auf dem Trainingsplatz stehen zu dürfen. Die Anfangseuphorie verfliegt allerdings sehr schnell, denn die Laktattests lügen nicht: Die ,,Frischewerte" zu Beginn der Saison sind eine Katastrophe.




,,Was haben unsere Vorgänger bloß in der letzten Saison getrieben?", fragt mich ,,Ede" entsetzt, der mir während unserer Anreise endlich das ,,Du" angeboten hatte. ,,Mich wundern die schlechten Leistungen der letzten Saison nicht", entgegne ich ihm. "Das wirft alles über den Haufen. Wir können nicht, wie geplant, erst einmal Kondition bolzen, sondern müssen genau darauf achten, niemanden ,,überpacen" zu lassen." Die Sorgenfalten auf meiner Stirn schlagen Wellen. "Wir müssen jeden Spieler individuell betrachten – ganz im Sinne der individuellen Belastungssteuerung - und für jeden, insbesondere in der Vorbereitung, einen maßgeschneiderten Trainingsplan erstellen." Ede holt einen roten Ordner hervor, den ich bis dahin noch nicht gesehen hatte, und legt los:




Was wir nicht extra besprechen müssen ist klar: An unserem Siegeswillen muss genauso wie an der gesamten Stimmung im Team gearbeitet werden. Hier wird die Art, wie wir das Trainingslager gestalten, eine wichtige Rolle spielen. Die Eingespieltheit wird von selbst kommen – auch durch Freundschaftsspiele. ,,Hoffen wir, dass alle bis zum 1. Spieltag unverletzt bleiben", sage ich, während ich die Türklinke in der Hand halte. Daran glauben können wir beide nicht wirklich – und sprechen es auch nicht laut aus.

Ein bis ins Mark erschütternder Schrei halt über den Trainingsplatz. So musste es ja kommen. Ohne Fremdeinwirkung, bei einem normalen Zweikampf, verdreht sich Jan Koch, unser Verteidiger Nummer drei, das Knie. Er windet sich vor Schmerzen auf dem Boden. Alle sind geschockt - und das in der zweiten Einheit des ersten Tages! Später wird sich in der Universitätsklinik ein Knorpelschaden im Knie herausstellen. Er wird uns ein halbes Jahr fehlen.




Ganz bitter für uns und für die Karriere des 23-jährigen. Er war so nahe an der ersten Elf dran. Die nächste Woche werde ich ihn in der Klinik besuchen und ihn aufbauen müssen.

Das Verletzungspech verfolgt uns weiter. Tim Stawecki, Torwart Nummer zwei, fasst sich zwei Tage nach der Horrorverletzung Jan Kochs beim Warmlaufen an die linke Wade. "Unser Doc tippt auf einen Muskelfaserriss", berichtet mir Ede. "Hoffen wir das Beste." Die Erstdiagnose bewahrheitet sich. Knapp drei Wochen wird er wohl pausieren müssen.




Ede und ich sitzen am Samstag Abend noch lange zusammen, unterhalten uns über die Taktik im ersten Freundschaftsspiel gegen Union Berlin am morgigen Sonntag und ziehen ein Resümee der ersten Woche. "Woche eins hätte nicht schlimmer starten können, Ede." Als hätten wir es kommen sehen", entgegnet er sichtlich erregt. "Die Redensart 'Du musstest es ja aussprechen' ist für den Arsch ... wir hatten extra unsere Klappen gehalten. Unfassbar. Wenn das so weiter geht, bekommt unser Vorgänger, der gute Pele Wollitz, eine nette SMS von mir." Ede setzt mit vollem Körpereinsatz das "Nett" in Anführungszeichen. Ich muss mir angestrengt ein Grinsen verkneifen. "Aber wie sagte schon unser weiser Lothar Matthäus?" Ede zwinkert mich an. "Wir dürfen jetzt nicht den Sand in den Kopf stecken". Jetzt kann ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen.

Das Freundschaftsspiel am Sonntag gegen die Eisernen aus Berlin hätte in den zwei Halbzeiten nicht gegensätzlicher laufen können. In der ersten Halbzeit führen wir mit 1:0 nach einem sehenswerten Schlenzer von Orhan Yildirim in das lange Eck und können gut mithalten. In der 2. Halbzeit, als die Kräfte schwinden und die Union einige Stammspieler einwechselt, wird der Klassenunterschied deutlich spürbar. Wir verlieren am Ende 1:3.




Trotzdem können wir gute erste Eindrücke gewinnen und knapp 55.000 € einnehmen. Unsere Vereinkasse dankt es uns.

Über meine gut unterrichteten Quellen erfahre ich am Tag nach dem Spiel, dass der SV Meppen seinen rechten Mittelfeldspieler Max Kremer abgeben möchte.




Der beidfüßige 30-jährige deutsch-kasache passt zwar nicht in unser Altersraster, würde uns aber sofort im Mittelfeld weiterhelfen. Hier können wir auf den Außenbahnen tatsächlich noch eine Verstärkung benötigen. Gerade weil er links wie rechts einsetzbar wäre. Ich entscheide mich einen Versuch zu wagen und kontaktiere den Berater Max Kremers. Über das Gehalt sind wir uns schnell einig - hier ist nur eine kleinere Anhebung der Auflaufprämie nötig. Die Verhandlungen mit Meppens Manager Roland Maul verlaufen überraschenderweise ebenfalls unkompliziert und wir bleiben sogar etwas unter dem Marktwerkt. Falls der Spieler den Medizincheck besteht wird Meppen um 270.000€ reicher und der Spieler wird schon übermorgen zu unserem Kader stoßen können. Ich bin stolz meinen ersten Transfer souverän über die Bühne gebracht zu haben.

Da uns selbst 270.000 € weh tun, entscheiden wir uns, nach Rücksprache mit unserem Präsidenten, zwei defensive Mittelfeldspieler auf den Transfermarkt zu setzen. Am Ende möchten wir uns allerdings nur von einem der beiden trennen.




Nach den Eindrücken der ersten zwei Wochen trauen wir es unserem 17-jährigen Talent zu, dem Tempo in der dritten Liga gewachsen und alleiniger Backup im DM zu sein.

"Ist dir Matthias Lord aufgefallen?" frage ich Ede. "Unser Amateur gibt richtig Gas." "Der hat mittlerweile eine Kondition wie ein Stier. Das gefällt mir.", antwortet er sichtlich angetan. "Hoffen wir, dass es nicht aufgrund eines Mittelchens ist.", fügt Ede mit einem ironischen Unterton an. Der Gedanke an Doping lässt mir den ganzen Tag keine Ruhe. "Wieso muss ich auch immer so misstrauisch sein?!", rege ich mich am Abend, alleine auf meinem Zimmer, über mich selbst auf. "Nein, ich werde keinen Kontrollgang machen!", widersprach ich meinem Schulterteufelchen. Eine halbe Stunde später ergebe ich mich dem Drang und fühle mich schlecht. Ich schleiche wie ein Ninja die leeren und dunklen Flure entlang in Richtung Matthias Zimmer und höre, je näher ich komme, stöhnen und hecheln. Direkt vor der Tür stehend bin ich mir noch so sicher ... das ich mich irre erkenne ich erst, als ich die Türe aufreiße, Matze erschrocken aufspringt und ich ihm laut  "Du wirst doch nicht eine Frau ..." empört entgegenrufe. Der Onlinetrainer, den er engagierte, schaut mich mit großen Augen aus dem Smart TV an und ich will am Liebsten vor Scham im Boden versinken ...




Woche drei bricht an und unser Talentsucher meldet sich:




Wir statten Tom mit einem Vorvertrag aus. Er erhält 4.000 € jährlich und haben ein vielversprechendes Talent für unsere C-Jugend verpflichten können. Vereinsintern vereinbaren wir zukünftig einen Jugendtag pro Saison zu veranstalten.

Zum Ende der dritten Woche wollen wir unserem Team, das bis jetzt super mitzieht, eine Überraschung bereiten. Um dem Lagerkoller vorzubeugen laden wir alle Spielerfrauen in unser Trainingslager ein. Matthias Lord werde ich später hoch und heilig versprechen das Zimmer nicht nochmals zu stürmen. Er versichert mir aber nicht nachtragend zu sein.




Eine Spielerfrau können wir bei allen Bemühungen leider nicht erreichen. Dieser Umstand wird uns später noch auf die Füße fallen ...

Unser nächster Testspielgegner heißt Lok Leipzig. Der Regionalligist verspricht uns eine Gage von 40.000 €, wenn wir an ihrem Fantag auswärts antreten. Man merkt unseren Spielern die Anstrengungen der vergangenen Wochen an. Am Ende können wir uns über das Remis noch glücklich schätzen. Das bessere Team waren wir nicht.




Ben Meyer, unser 20-jähriger LV, war schon am Überraschungstag der Spielerfrauen niedergeschlagen - auch er kann, wie wir zuvor, seine Frau nicht mehr erreichen. Anfang der Woche fünf, beim gemeinsamen Abendessen, stehen Bens und mein Smartphone nicht mehr still. Unzählige Anrufe und WhatsApp-Nachricht gehen ein. "Wir sollen den MDR einschalten" lauten die meisten Nachrichten.




Alle sind in Schockstarre. "Erst der Fauxpas mit Matthias Lord und jetzt das.", denke ich mir. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll und mache mir Vorwürfe. Ede reagiert besonnen und sucht sofort das Gespräch mit Ben. Ben erklärt uns, dass die Ehe nicht sehr gut laufe und seine Sandy sich verändert habe, seit er Profi ist. "Sie möchte eine zweite Cathy Hummels sein und genauso berühmt werden." , erklärt er uns untröstlich. Wir versuchen ihn so gut es geht aufzubauen und stellen ihm frei, für ein paar Tage nach Hause zu reisen. Er nimmt es dankend an. Am Tag danach müssen wir einem Reporter der BILD die Grenzen aufzeigen und "Hausverbot" erteilen. "Diese verdammten Geier", schnaubt Ede. Am Abend stelle ich mich nach Rücksprache mit Ben und dem Präsidium der Presse und betreibe Schadensbegrenzung. Wir sind alle froh, dass in der nächsten Woche die Liga startet und der Fokus wieder auf den Fussball gerichtet ist.

More Jungspieler, more problems ... Unser 19-jähriger Offensivspieler, Colin Raak, wird uns eine Woche lang fehlen. "Ich verstehe die Welt nicht mehr. Dann lieber ein Höhentrainingslager in den Anden oder in Lhasa, Tibet.", ärgert er sich. "Hoffentlich wird der Wehrdienst bald abgeschafft!", beschwere ich mich später bei Ede.




Am letzten Abend des letzten Tages unseres Trainingslagers laden wir alle Spieler zu dem Luxusitaliener um die Ecke ein. Es gibt Nudeln, viel frischen Fisch und auch ein Gläschen Rotwein für jeden. Wir bedanken uns bei der Mannschaft für das tolle Trainingslager und schwören sie auf den Ligastart ein. "Männer ... so wie ihr die letzten 6 Wochen performt habt brauchen wir uns vor keinem Gegner zu fürchten. Wenn wir Tugenden wie Kampf und Leidenschaft an den Tag legen - und das in jedem verdammten Spiel - werden wir unser Saisonziel erreichen. Dafür müssen wir aber eine Einheit sein. Jeder muss für jeden Rennen und alles geben wollen". Meine Ansprache kommt gut an und trägt am selben Abend Früchte.




"Das sechs Wochen andauernde Trainingslager bestand aus Höhen und Tiefen ... oder was meinst du?", fragt Ede. "Ich bin erst einmal froh, dass keine weiteren Verletzten dazukamen.", antworte ich ohne große Umschweife. "Wir konnten einen Spieler verpflichten, von dem wir überzeugt sind. Immerhin." Ede wirkt noch nicht sehr überzeugt. "Weitere Spieler kamen leider noch nicht in Frage - auch kein Abgang -  da der Markt nicht so recht in Schwung kommen will. Gut, dass das Transferfenster noch ein Weilchen offen ist." Ich bemerke keine Reaktion. "Ich denke, wir konnten den Siegeswillen deutlich steigern und unser Team wirkt deutlich frischer. Dafür bin ich mit der Kondition nicht ganz zufrieden, denke aber, dass durch die Vorsaison einfach nicht mehr drin war. Sonst hätten wir wieder Frischeprobleme.", zähle ich auf. "Und die Stimmung ist mir etwas zu gut - trotz der negativen Presse gegen das Trainerteam." "Oder genau deshalb.", entgegnet Ede. Ich bin mir nicht sicher, ob er es ernst meint. "Die Hinrunde kann kommen!", fordert er trocken.