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Stimmung

Begonnen von XILEF, 29. November 2023, 17:33:26

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XILEF

Kleine Eindrücke vom Finalwochenende der Handball-EM in Köln:


Überall wird die überragende Stimmung in Köln gelobt! Ich persönlich empfinde das total anders:
20.000 Leute mit Klatschpappen von denen ein Großteil "nur" des Events wegen in der Halle ist. Nach jedem einzelnen Tor sieht sich der Hallen-DJ berufen, mit irgendwelchen Musik-Einspielern (döp döp döp, We Will Rock You, Safri Duo, etc.) das Publikum zu animieren - je einfacher der Beat, desto "besser" der Effekt. Das Publikum selber kennt in ihren Anfeuerungen einzig und alleine "Deutschland! Klatsch-klatsch-klatsch! Deutschland! Klatsch-klatsch-klatsch!" oder Klatschen-ohne-"Deutschland!"-Rufe.  *gähn*schnarch*  Und wenn noch einmal "Sweet Caroline", ein Song, für den sich (zurecht) fünfzig Jahre niemand interessiert hat (keine Ahnung, warum der seit ein paar Jahren wieder populär ist), höre, dann...  :wand:  tja... Weiß auch nicht... Vielleicht :peng: Okay, wenn 20.000 Leute es toll finden, wird es durchaus auch mal etwas lauter. Aber ich sehe "Lautstärke" nicht synonym mit "Stimmung". Und wenn kein Deutschland-Spiel war, dann konnte man teilweise von der berüchtigten Totenstille sprechen. Genau so lange, bis der DJ meinte, "etwas dagegen tun zu müssen".

Ich muss für mich sagen: mich packt diese Atmosphäre überhaupt nicht, im Gegenteil.
Auch um alles, was rund um das Spiel angeleiert wurde, haben wir und ich einen Bogen gemacht und waren i.d.R. erst wenige Sekunden nach dem Anpfiff überhaupt auf unseren Pätzen.

Ja, man hat ein sehr, sehr angenehmes im Sinne von "nettes" Publikum. Keine Zwischenfälle, keine Pöbeleien, etc. Mehr aber auch nicht. Richtige Stimmung haben, zumindest wie ich es mitbekommen habe, die Färöer-Fans gemacht! Das ist Gänsehaut! Da passiert was!
Auf das beschriebene Klatschpappen-Publikum verzichte ich aber dann doch lieber.


Marketing-technisch war natürlich alles top! Weltrekord-Spiel in Düsseldorf (okay, die Spanier wollen ihn wohl gleich wieder ablösen), ausverkaufte Hallen, Events, etc. - aber mich spricht es nicht an. Muss es aber auch nicht. Der Großteil will nunmal das Event konsumieren und nicht den Handball. Also muss man das Turnier auch entsprechend aufziehen und ausrichten - und es funktioniert ja auch! Dafür habe ich vollstes Verständnis. Aber gutfinden muss ich es nicht.


Nochmal ein Final-Wochenende in Köln besuchen? Tendenziell ohne mich, mir macht es keinen Spaß - abgesehen vom Handball an sich natürlich. Wenn ich so eine Veranstaltung doch nochmal mitmachen sollte, dann wohl eher im Ausland - ohne zu wissen, ob es dort besser ist.


 :schal:
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Halemannia Hackebrettbeil, Erste Liga
Fast-Pokalsieger: S70, S73
Amateurmeister und Verbandspokalsieger Süd: S63, S64

Louis Lavendel

Zitat von: XILEF am 31. Januar 2024, 13:57:25Und wenn noch einmal "Sweet Caroline", ein Song, für den sich (zurecht) fünfzig Jahre niemand interessiert hat (keine Ahnung, warum der seit ein paar Jahren wieder populär ist), höre, dann...  :wand:
Also für mich war es ein Fanlied im englischen Fußball und wurde dann immer in den NFL-Spielen in London gespielt und von allen mitgesungen. Dies wurde dann natürlich auch bei den deutschen NFL-Spielen gemacht und ungefähr zu der Zeit auch von allen anderen Stadien/Hallen-DJs eingesetzt. Ähnlich wie dann auch Country Roads.
AJFM: FMC Jena; 1. Liga
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XILEF

Diskussion um die Preise und Stimmung - Liga-Chef Bohmann weist Final4-Kritik der Flensburger Fan-Klubs zurück

Ich teile vielleicht nicht alles, was vonseiten der Fan-Klubs angebracht wird, aber bezüglich der Stimmung bin ich absolut auf der gleichen Wellenlänge. Anbei zwei Zitate:

"Das bunte Rahmenprogramm sieht eine Atmosphäre vor, die wahlweise zwischen Jahrmarkt und Großraumdiskothek wechselt. Lokalkolorit der teilnehmenden Clubs scheint kaum erwünscht, denn jede Spielunterbrechung wird dazu genutzt die Anfeuerungsrufe aus den Clubecken konsequent mit lauter Musik zu überspielen."

"Die xte Neuauflage von Sweet Caroline soll dabei den Premium-Besucher aus seinem Premium-Sitz heben, um rhythmisch mit der Sponsoren-Klatschpappe den Takt mitzuklatschen. Lästige Fankultur aus den verschiedensten Teilen der Republik scheint hier nur zu stören. Viel wichtiger erscheint es, ein steriles Event zu kreieren, was schlichtweg als bunte Karnevalsveranstaltung von der zahlenden Masse konsumiert wird."
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Ueberflieger

Allein das Wort Stimmung triggert mich schon. :D


If you wait until you can do everything for everybody, instead of something for somebody, you'll end up not doing nothing for nobody. - Malcolm Bane

köpper

avatar_XILEF Beim Handball ist das auch völlig deplatziert. Hier werden die Teams noch wie beim Fußball angefeuert. Beim Basketball oder Eishockey ist das was anderes, da es aus einem anderen Raum eingeführt wurde wo das Gang und Gäbe ist. Beim Handball kenne ich bis auf wenige Ausnahmen auch keine Schauspieleinlagen, dort geht es vergleichsweise fair zu.

Ueberflieger

Auch beim Eishockey wird noch traditionell angefeuert.  :nein:

If you wait until you can do everything for everybody, instead of something for somebody, you'll end up not doing nothing for nobody. - Malcolm Bane

XILEF

#21
Hallo zusammen,


nach einer Woche Olympische Spiele in Paris, hier ein subjektiver Eindruck zur Stimmung vor Ort (in chronologischer Reihenfolge):

  • Die Tickets haben wir schon vor langer Zeit gekauft - wir wussten damals gar nicht das "genaue" Programm bzw. wer gegen wen spielt, welches Geschlecht, etc.
    Für mich selber ging es darum, einfach mal Olympia zu erleben. Die Wettkämpfe waren für mich "lediglich" der Rahmenterminplan, alles andere "ergibt sich schon". Speziell irgendwelche Sportler oder Sportarten standen von meiner Seite nicht im Vordergrund. Auch außerhalb der Olympischen Spiele schaue ich inzwischen nahezu gar kein Profi-Sport mehr.
  • Sonntag, Handball der Männer; (1) Deutschland - Slowenien und (2) Frankreich - Ungarn
    Das Deutschland-Spiel lebte nicht gerade von der Spannung, entsprechend überschaubar war auch die Stimmung. Als dann die Franzosen gegen Ungarn spielten, war es das komplette Gegenteil! Für Frankreich ging es in dem Spiel um nicht weniger als ums Weiterkommen, entsprechend laut war es! Auf den Tribünen wurde gesungen, getanzt, gehüpft, geschrien, gejubelt als wenn es kein Morgen gäbe - das war echt irre! Nix mit dem Klatschpappen-Publikum, was ich (leider) aus Deutschland kenne.
    Wenn man jetzt noch den fürchterlichen Hallen-DJ abschafft, wäre es perfekt!
  • Montag, Beach-Volleyball; (1) Achtelfinale der Damen, Spanien-Niederlande und (2) Achtelfinale der Herren, USA-Norwegen
    Sportlich cool, die Stimmung finde ich eher mäßig. Das liegt weniger an den Leutchens auf den Rängen, sondern auch hier an der "Eventisierung" mit irgendwelchen (wie ich finde) dämlichen Choreographien, z.B. bei einem Block oder einem Ass. Nach jedem Ballwechsel meldet sich wieder der DJ mit Beweisen, wie toll seine Sound-Anlage ist... Alle anderen, finden das Gesamtpaket cool und witzig - meins ist es einfach nicht.
  • Dienstag, Hockey-Halbfinals der Männer, (1) Niederlande-Spanien und (2) Deutschland-Indien
    Hier hat mir die Stimmung deutlich besser gefallen. Grundsätzlich war das ganze Stadion eher in oranje gehüllt. Das erste Spiel (4:0) war überraschend deutlich, entsprechend war auch die Stimmung auf den Tribünen. Das Deutschland-Spiel (3:2) war deutlich spannender. Gefühlt waren mehr deutsche Zuschauer auf den Tribünen, die Fans der Inder waren aber merklich lauter! Und so lange irgendein Fan mit seinen Klatschpappen ankommt (es waren natürlich wieder die Deutschen  :palm:) bin ich für die anderen. Die indischen Fans haben die ganze Zeit verschiedene Anfeuerungsgesänge losgelassen und waren viel kreativer. Hat Spaß gemacht!
  • Mittwoch, Leichtathletik und zwei Wasserball-Viertelfinals der Müänner; (1) USA-Neuseeland und (2) Italien-Ungarn
    Leichtathletik interessiert mich persönlich überhaupt gar nicht. Tja, ich konnte mich gegen die Gruppe eben nicht durchsetzen. Gesehen haben wir irgendwelche Qualis und Erstrunden-Wettkämpfe. Ich fand es stinklangweilig und wäre mehrere Male fast eingeschlafen - und es ging nicht nur mir so. Die Stimmung war immer dann etwas netter, wenn in irgendeiner Sportart ein(e) Landesvertreter(in) Frankreichs an der Reihe war. Dann wurde es einmal kurz etwas lauter - das war's. Für mich überraschend richtig cool wurde es, als die Männer in zwei Läufen jeweils 5.000 Meter gelaufen sind. Immer dort, wo die Läufer gerade waren ging eine "Stimmungs-Laola" durch's Stadion - da wurde ich plötzlich aus meinen Träumen gerissen und wurde mitgezogen. Das war dann doch wieder beeindruckend und hat tüchtig Spaß gemacht! Allerdings waren das zweimal fünfzehn Minuten, die für mich persönlich die restlichen zwei Stunden und 45 Minuten nicht aufwägen konnten.
    Abends ging es dann zum Wasserball. Mein Highlight! Gespielt wurde in der "umgebauten" La Defense-Arena (Rugby, Konzert, etc.). Es waren zwei mega-knappe Spiele, in denen es hin und her ging, beide Spiele gingen ins Penalty-Werden, das Stadion war (neben dem Frankreich-Handball-Spiel als einziges) restlos gefüllt und die Fans haben derartigen Alarm gemacht! Hätte keiner von uns auch nur ansatzweise gedacht oder vermutet! Hitzige Diskussionen, das Publikum anstachelnde Spieler, unfassbare Spielverläufe, etc.! Das war schon super!
  • Donnerstag, ohne Veranstaltung
    Eigentlich wollten wir den Tag entspannt irgendwo verbringen. Teile unserer Gruppe meinten, ins Disneyland zu gehen, wir sind zu dritt in den östlichen Bereich der Stadt gefahren und wollten dort abseits von Olympia einfach ein Schloss besuchen und über eine stillgelegte Bahntrasse flanieren. Tja, hat nicht geklappt. Wir kamen im Schloss Valenciennes an, wo im Rahmen von Olympia ein Sportfest veranstaltet wurde. Für Kinder und Jugendlich gab es ein kleines Hockey-Feld, es gab Rollstuhl-Basketball und -Badminton, eine Surf-Welle war aufgebaut, ein Minigolf-Platz, etc. Dazu gab es zwei große Leinwände, günstige (!!!) und alkoholhaltige (!!!) Getränke, leckeres Essen von verschiedenen Foodtrucks und natürlich ausreichend Sitzmöglichkeiten. Da sind wir dann versackt, haben es uns gutgehen lassen und nebenbei liefen irgendwelche Sportevents auf den Bildschirmen. U.a. die Halbfinal-Niederlage der Basketballer gegen Frankreich hat bei den Eingeborenen tüchtig Stimmung gemacht. Ansonsten rannten dort kaum Touristen rum, extrem wenig "sonstige" Fahnen, etc. - fand ich sehr angenehm.
  • Insgesamt war die Stimmung überall gelassen, freundlich, nett, offen und respektvoll.
    Ich selber gehöre nicht zu der Kategorie Menschen, die nur aufgrund von Geburtsorten innerhalb mehr oder minder zufällig verlaufender und administrativ gültiger Staatengrenzen automatisch deutschen Sportlern/Teams mehr Sympathien entgegenbringt als anderen. So wurde ich das ein oder andere Mal leicht schief angeguckt, als ich auf die Frage, ob ich nicht für Deutschland sei, mit "wieso sollte ich?" geantwortet habe - aber das war's dann auch. Ich konnte mir alles entspannt anschauen und einfach genießen. Es hat durchaus Spaß gemacht und war eine schöne Erfahrung, nochmal bräuchte ich Olympia allerdings nicht.
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Corns

Danke Dir für den super Bericht! Sehr interessant und tolle Einblicke. Ich teile vieles von dem, was Du zum Drumherum schreibst und wie Du zum Sport stehst.

 :bier:

Dr. Zoidberg

    Zitat von: XILEF am 12. August 2024, 13:08:46
    • Insgesamt war die Stimmung überall gelassen, freundlich, nett, offen und respektvoll.
      Ich selber gehöre nicht zu der Kategorie Menschen, die nur aufgrund von Geburtsorten innerhalb mehr oder minder zufällig verlaufender und administrativ gültiger Staatengrenzen automatisch deutschen Sportlern/Teams mehr Sympathien entgegenbringt als anderen. So wurde ich das ein oder andere Mal leicht schief angeguckt, als ich auf die Frage, ob ich nicht für Deutschland sei, mit "wieso sollte ich?" geantwortet habe - aber das war's dann auch. Ich konnte mir alles entspannt anschauen und einfach genießen. Es hat durchaus Spaß gemacht und war eine schöne Erfahrung, nochmal bräuchte ich Olympia allerdings nicht.

    Das geht mir so oft so, besonders den Zverev finde ich zum Beispiel unmöglich und wie oft ich mir anhören muss, dass ich doch für den sein soll, weil er Deutscher/Hamburger ist. :tuete:
    Hamburg Squirrels

    köpper

    Zitat von: XILEF am 12. August 2024, 13:08:46Hallo zusammen,


    nach einer Woche Olympische Spiele in Paris, hier ein subjektiver Eindruck zur Stimmung vor Ort (in chronologischer Reihenfolge):

    • Die Tickets haben wir schon vor langer Zeit gekauft - wir wussten damals gar nicht das "genaue" Programm bzw. wer gegen wen spielt, welches Geschlecht, etc.
      Für mich selber ging es darum, einfach mal Olympia zu erleben. Die Wettkämpfe waren für mich "lediglich" der Rahmenterminplan, alles andere "ergibt sich schon". Speziell irgendwelche Sportler oder Sportarten standen von meiner Seite nicht im Vordergrund. Auch außerhalb der Olympischen Spiele schaue ich inzwischen nahezu gar kein Profi-Sport mehr.
    • Sonntag, Handball der Männer; (1) Deutschland - Slowenien und (2) Frankreich - Ungarn
      Das Deutschland-Spiel lebte nicht gerade von der Spannung, entsprechend überschaubar war auch die Stimmung. Als dann die Franzosen gegen Ungarn spielten, war es das komplette Gegenteil! Für Frankreich ging es in dem Spiel um nicht weniger als ums Weiterkommen, entsprechend laut war es! Auf den Tribünen wurde gesungen, getanzt, gehüpft, geschrien, gejubelt als wenn es kein Morgen gäbe - das war echt irre! Nix mit dem Klatschpappen-Publikum, was ich (leider) aus Deutschland kenne.
      Wenn man jetzt noch den fürchterlichen Hallen-DJ abschafft, wäre es perfekt!
    • Montag, Beach-Volleyball; (1) Achtelfinale der Damen, Spanien-Niederlande und (2) Achtelfinale der Herren, USA-Norwegen
      Sportlich cool, die Stimmung finde ich eher mäßig. Das liegt weniger an den Leutchens auf den Rängen, sondern auch hier an der "Eventisierung" mit irgendwelchen (wie ich finde) dämlichen Choreographien, z.B. bei einem Block oder einem Ass. Nach jedem Ballwechsel meldet sich wieder der DJ mit Beweisen, wie toll seine Sound-Anlage ist... Alle anderen, finden das Gesamtpaket cool und witzig - meins ist es einfach nicht.
    • Dienstag, Hockey-Halbfinals der Männer, (1) Niederlande-Spanien und (2) Deutschland-Indien
      Hier hat mir die Stimmung deutlich besser gefallen. Grundsätzlich war das ganze Stadion eher in oranje gehüllt. Das erste Spiel (4:0) war überraschend deutlich, entsprechend war auch die Stimmung auf den Tribünen. Das Deutschland-Spiel (3:2) war deutlich spannender. Gefühlt waren mehr deutsche Zuschauer auf den Tribünen, die Fans der Inder waren aber merklich lauter! Und so lange irgendein Fan mit seinen Klatschpappen ankommt (es waren natürlich wieder die Deutschen  :palm:) bin ich für die anderen. Die indischen Fans haben die ganze Zeit verschiedene Anfeuerungsgesänge losgelassen und waren viel kreativer. Hat Spaß gemacht!
    • Mittwoch, Leichtathletik und zwei Wasserball-Viertelfinals der Müänner; (1) USA-Neuseeland und (2) Italien-Ungarn
      Leichtathletik interessiert mich persönlich überhaupt gar nicht. Tja, ich konnte mich gegen die Gruppe eben nicht durchsetzen. Gesehen haben wir irgendwelche Qualis und Erstrunden-Wettkämpfe. Ich fand es stinklangweilig und wäre mehrere Male fast eingeschlafen - und es ging nicht nur mir so. Die Stimmung war immer dann etwas netter, wenn in irgendeiner Sportart ein(e) Landesvertreter(in) Frankreichs an der Reihe war. Dann wurde es einmal kurz etwas lauter - das war's. Für mich überraschend richtig cool wurde es, als die Männer in zwei Läufen jeweils 5.000 Meter gelaufen sind. Immer dort, wo die Läufer gerade waren ging eine "Stimmungs-Laola" durch's Stadion - da wurde ich plötzlich aus meinen Träumen gerissen und wurde mitgezogen. Das war dann doch wieder beeindruckend und hat tüchtig Spaß gemacht! Allerdings waren das zweimal fünfzehn Minuten, die für mich persönlich die restlichen zwei Stunden und 45 Minuten nicht aufwägen konnten.
      Abends ging es dann zum Wasserball. Mein Highlight! Gespielt wurde in der "umgebauten" La Defense-Arena (Rugby, Konzert, etc.). Es waren zwei mega-knappe Spiele, in denen es hin und her ging, beide Spiele gingen ins Penalty-Werden, das Stadion war (neben dem Frankreich-Handball-Spiel als einziges) restlos gefüllt und die Fans haben derartigen Alarm gemacht! Hätte keiner von uns auch nur ansatzweise gedacht oder vermutet! Hitzige Diskussionen, das Publikum anstachelnde Spieler, unfassbare Spielverläufe, etc.! Das war schon super!
    • Donnerstag, ohne Veranstaltung
      Eigentlich wollten wir den Tag entspannt irgendwo verbringen. Teile unserer Gruppe meinten, ins Disneyland zu gehen, wir sind zu dritt in den östlichen Bereich der Stadt gefahren und wollten dort abseits von Olympia einfach ein Schloss besuchen und über eine stillgelegte Bahntrasse flanieren. Tja, hat nicht geklappt. Wir kamen im Schloss Valenciennes an, wo im Rahmen von Olympia ein Sportfest veranstaltet wurde. Für Kinder und Jugendlich gab es ein kleines Hockey-Feld, es gab Rollstuhl-Basketball und -Badminton, eine Surf-Welle war aufgebaut, ein Minigolf-Platz, etc. Dazu gab es zwei große Leinwände, günstige (!!!) und alkoholhaltige (!!!) Getränke, leckeres Essen von verschiedenen Foodtrucks und natürlich ausreichend Sitzmöglichkeiten. Da sind wir dann versackt, haben es uns gutgehen lassen und nebenbei liefen irgendwelche Sportevents auf den Bildschirmen. U.a. die Halbfinal-Niederlage der Basketballer gegen Frankreich hat bei den Eingeborenen tüchtig Stimmung gemacht. Ansonsten rannten dort kaum Touristen rum, extrem wenig "sonstige" Fahnen, etc. - fand ich sehr angenehm.
    • Insgesamt war die Stimmung überall gelassen, freundlich, nett, offen und respektvoll.
      Ich selber gehöre nicht zu der Kategorie Menschen, die nur aufgrund von Geburtsorten innerhalb mehr oder minder zufällig verlaufender und administrativ gültiger Staatengrenzen automatisch deutschen Sportlern/Teams mehr Sympathien entgegenbringt als anderen. So wurde ich das ein oder andere Mal leicht schief angeguckt, als ich auf die Frage, ob ich nicht für Deutschland sei, mit "wieso sollte ich?" geantwortet habe - aber das war's dann auch. Ich konnte mir alles entspannt anschauen und einfach genießen. Es hat durchaus Spaß gemacht und war eine schöne Erfahrung, nochmal bräuchte ich Olympia allerdings nicht.
    Dann hat sich viel in den letzten 20 Jahren geändert.
    Olympia ist nunmal noch was anderes als Leute im Urlaub zu erleben. Mir kamen die Franzosen bewußt sehr weltfremd vor, dazu wurde man als Ausländer dort regelrecht von einer Minderheit gehasst (die im 2. Weltkrieg).
    Nationalstolz steht bei den Franzosen ganz oben. Auch wenn die eigenen Bekanntschaften damals immer sehr glücklich verliefen, im Inneren des Landes sieht es heutzutage nicht anders aus als hier wo gegen Alles und Jeden gehetzt wird. Die Franzosen haben so wie ich das in Erinnerung habe immer ein sehr großes Selbstwertgefühl oder Nationalstolz mit einer Portion sehr großer Gelassenheit was Drucksituationen betrifft :kaffee: