Teil 5 – Gerüchte über Gerüchte
Madrid, 28.06.2011
Es ist 9 Uhr morgens in einer Luxusvilla an der Grenze der Stadt.
Trotz des gestrigen Abends habe ich recht ruhig und gut schlafen können. Es könnte auch damit zusammenhängen, dass ich bei der Pokalsieg-Feier in Madrid eine wunderbare Frau kennen und lieben gelernt habe. Ihr Name ist Lindsay Lohan.
Ein Blick auf mein I-Phone und die erwartete SMS von Pedro ist natürlich da.
Abflug: 10:30 Uhr Uhr Madrid Airport
Ankunft: 12:30 Uhr München Airport
Dort werdet ihr bereits empfangen.
Gut. Das passt ja alles bestens. Ich packe kurz ein paar Sachen zusammen und hole einen guten Anzug aus dem Schrank. Während ich also mit einem kleinen Köfferchen fertig war, hätte Lindsay an ihren Kleiderschrank eigentlich nur Griffe anbringen müssen. Unfassbar, wie viel Frauen einpacken, wenn sie verreisen. Gegen 9:15 Uhr verlassen wir dann das Haus und machen uns auf den Weg Richtung Flughafen. Ich musste ein Großraumtaxi rufen, um Lindsay' s Gepäck überhaupt unterbringen zu können.
Am Flughafen von Madrid das übliche Chaos mit Stau und scheinbar orientierungslos durch die Gegend laufenden Menschen. Als wir den Weg durch die Menschenmenge fast geschafft hatten und gerade am Schalter 3 einchecken wollten, erscheint wie aus dem nichts heraus ein blendend heller Blitz. Für kurze Zeit sehe ich nichts als verschwommene Umrisse. Als ich langsam wieder zu mir komme, höre ich schon die erste Frage.
Journalist: ,,Guten Morgen Herr Mourinho. Frau Lohan. Wohin geht ihre heutige Reise? Verraten Sie uns, ob sie schon mit einem neuen Verein in Verhandlungen stehen?"
Ich: ,,Guten Morgen. Was denken Sie denn? Für einen José Mourinho kommt nur das Beste in Frage. Ich kann Ihnen verraten, dass mein Flug nach Deutschland geht. Und in Deutschland gibt es doch nur den FC Bayern München und die Nationalmannschaft, die meinen Ansprüchen gerecht werden können.
Journalist: ,,Der FC Bayern hat aber Jupp Heynckes für diese Saison verpflichtet und Joachim Löw hat gestern Abend seine Vertragsverlängerung bekannt gegeben. Dort werden Sie also nicht anfangen?"
Ich: ,,Eben. Also gehen Sie ruhig davon aus, dass wir auch mal eine private Reise unternehmen. Sie werden sicherlich verstehen, dass wir auch einmal eine Auszeit brauchen."
Ich lasse den Journalisten zurück und checke mit Lindsay ein. Auf dem Weg zum Flugzeug schaue ich noch einmal zurück und dort steht nach wie vor der Reporter und ich komme nicht darum herum, ein kleines Lachen über die Lippen zu bringen. Mir war klar, dass er mir wohl nicht glauben würde, dass ich etwas Urlaub machen würde, doch er konnte sich einfach nicht vorstellen, was ich in Deutschland wollte, wenn der FC Bayern und die Nationalmannschaft nicht das Ziel meiner Reise ist.
Ich nahm mir die aktuelle Tageszeitung und nahm auf meinem Sitz in der 1. Klasse Platz. Lindsay deckte sich mit den neusten Klatsch- und Traschtzeitschriften ein. Als ich mich gerade in meinen Sitz fallen lies, fragte eine Stimme, ob ich kurz aufstehen könnte und ihn auf seinen Platz lassen würde. Total genervt stand ich auf und sah überraschenderweise einen alten Bekannten vor mir stehen.
Ich: ,,Hallo Uli. Du hier? Wie kommt' s?"
U. Hoeneß: ,,Servus Lindsay. Servus José. Ich habe meinen Urlaub in Madrid verbracht. Was verschlägt euch denn nach Deutschland?"
Ich: ,,Kannst du dich noch an den vorletzten Winter erinnern? Als ihr in Turin gespielt habt und wir darüber gesprochen haben, ob ich mir ein Traineramt beim FC Bayern vorstellen könnte?"
U. Hoeneß: ,,Natürlich kann ich das. Und, unter uns gesagt, ich finde es immer noch schade, dass wir uns damals nicht geeinigt haben. Deine Gehaltsvorstellungen waren sogar für uns zu hoch. Und dann noch die Ablöse an Inter Mailand und die Abfindung für Louis. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet."
Ich: ,,Das stimmt. Nun, einige Dinge ändern sich manchmal sehr schnell, mein Freund. Ich hab seit dem Rücktritt in Madrid viel nachgedacht und jetzt ist mir klar, was ich will."
U. Hoeneß: ,,Und nun hast du ein Angebot aus Deutschland? Oder tauscht du mit Löw die Mannschaften? Sonst kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass du in Deutschland arbeiten könntest. Können würdest du das sicher, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen."
Ich: ,,Sei doch nicht so ungeduldig und warte einfach ein paar Tage ab. Du wirst mit Sicherheit überrascht sein."
Uli nahm es mit einem Schmunzeln hin, doch verzichtete er auf weitere Nachfragen, da er merkte, dass aus mir nichts rauszubekommen war. Den weiteren Verlauf des Fluges verbrachten wir damit, über die aktuelle Lage der Bayern zu reden. Er erklärte mir, warum die Bayern ordentlich einkaufen mussten und welche Ziele sie mit Heynckes hatten.
Angekommen in München trat genau das ein, was ich bereits erwartet hatte. Kaum waren wir aus dem Flugzeug gestiegen, kamen dutzende Reporter auf mich zu, die mir ein Mikrofon unter die Nase hielten. Dass Uli Hoeneß nach Lindsay und mir aus der Maschine kam, rundete die Szene ab. Auf einem kleinen Fernseher im Flughafenrestaurant konnte ich bereits die ersten Meldungen in den Sportnachrichten sehen.
,,José Mourinho und Bayern München?"
Der Reporter in Madrid hatte ganze Arbeit geleistet und hat wohl ein bisschen telefoniert, dachte ich bei mir. Ein kurzes Händeschütteln mit Uli und unsere Wege trennten sich. Die verwirrten Reporter wussten wohl nicht so recht, wem von uns sie jetzt besser folgen sollten. Mit Linday an der Hand ging ich in Richtung Ausgang, wo schon ein etwas älterer Herr auf mich zukam. Er trug einen schwarzen Anzug mit weiß-blauer Kravattte und hatte graue Haare.
Er blieb kurz vor mir stehen und schüttelte erst Lindsay, dann mir die Hand.
D. Schneider: ,,Guten Tag Frau Lohan. Guten Tag Herr Mourinho. Mein Wagen steht vorne, wir können direkt los."
Ich: ,,Hallo Herr Schneider. Das trifft sich gut, los geht' s."
Wir stiegen in den schwarzen BMW und fuhren los. Die Reporter, die mir zum Flughafenausgang gefolgt waren, konnten es immer noch nicht ganz verstehen und sahen uns ungläubig nach. Keiner wollte so recht glauben, dass ich tatsächlich mit dem TSV 1860 München in Kontakt stehe, obwohl es mittlerweile doch so offensichtlich war.
D. Schneider: ,,Wie war die Reise?"
Ich: ,,Angenehm, danke. Wir hatten Begleitung von Uli Hoeness. Sie haben sicher auch von den Gerüchten gehört."
D. Schneider: Allerdings. Nur, um erhlich zu sein, kann niemand bei uns etwas mit der Situation anfangen. Ich denke, dass ist Ihnen auch klar. Ich gebe allerdings zu, dass ich sehr überrascht war, auch wenn ihr Berater mir ihre Gründe mitgeteilt hat."
Ich: ,,Das glaube ich Ihnen. Normalerweise hatte ich auch nicht vor, mich mit dem Mittelfeldplatz oder generell der zweiten Liga abzugeben, aber manchmal kommt halt doch alles anders."
D. Schneider: ,,Das stimmt, Herr Mourinho."
Nach etwa 1 Stunde Fahrt, in der mir Dieter Schneider die wichtigsten Sachen über den Verein und die Stadt erzählte, erreichten wir die Geschäftsstelle des TSV 1860 München. Zunächst führte mich Herr Schneider hoch in sein Büro. Das Büro liegt in der 6. Etage und schaut man aus dem Fenster hat man ein weiten Überblick über München-Gießing.
D. Schneider: ,,Gut, dann kommen wir am Besten gleich zur Sache. Im Grunde wurde ja schon vieles gesagt. Nun würde ich gerne von Ihnen hören, was sie für Ziele mit dem TSV 1860 München erreichen wollen und wie Sie sich allgemein Ihre Arbeit hier bei uns vorstellen."
Ich: ,,Ich möchte hier etwas aufbauen. Ein neues, junges, hungriges Team entstehen lassen. Sie wissen, dass ich ein Trainer bin, der Erfolg haben will. Mir reicht es nicht, um die Plätze im Mittelfeld zu spielen. Ich will nach oben... ganz oben! Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass der TSV nicht die finanziellen Möglichkeiten dazu hat, junge gute Spieler zu holen, doch ein gewisses Risiko müssten Sie schon mitmachen. Ich weiß um die finanzielle Situation von 1860, aber wir müssen das wenige Geld, dass wir haben, in die Mannschaft investieren. Ich möchte die Kontrolle über sämtliche Sportliche Entscheidungen. Dazu möchte ich in den Neubau von Sportlichen Einrichtungen mit einbezogen werden. Auch in die Außendarstellung des Vereins möchte ich mit einbezogen werden. Wir müssen den Verein besser präsentieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir hier in München in den nächsten 4-5 Jahren etwas auf die Beine stellen können, auch in der ersten Liga."
D. Schneider: ,,Sie fordern eine Menge Rechte ein. Grundsätzlich decken sich Ihre Vorstellungen mit unseren. Ich denke, dass wir uns dort schnell einigen können und Sie die eingeforderten Kompetenzen bekommen werden."
Nach knapp 2 Stunden und ein paar Diskussionen später war der Vertrag unter Dach und Fach. Zum Abschluss ging ich mit Lindsay und Dieter Schneider rüber zu den Trainingsanlagen und sammelte erste Eindrücke.
Gegen 18 Uhr verabredeten wir uns für den nächsten Tag um 9 Uhr in der Geschäftsstelle. Den Rest des Tages verbrachte ich mit einem Angestellten des Vereins, der mir die Stadt zeigte. Besser gesagt, sah ich die ganzen Münchner Modegeschäfte von innen, den Lindsay musste natürlich noch einkaufen, weil sie – typisch für sie – wieder nichts anzuziehen hatte. Ich fragte mich aber leise, wozu sie dann diese ganzen Klamotten aus Madrid mitgenommen hatte...
Am nächsten Tag erschien ich pünktlich um 5 vor 9 in der Geschäftsstelle. Lindsay hatte es vorgezogen, im Hotel auszuschlafen. Eben jener Mitarbeiter, der mir gestern noch die Stadt zeigen wollte und Lindsay' s Shoppingwahn ertragen musste, hatte mich am Hotel abgeholt und zur Geschäftsstelle gefahren.
Angekommen im Büro von Herrn Schneider unterschrieb ich den am Vortag ausgehandelten Vertrag. Ich vermied einen erneuten Blick auf die Zahlen, welche mein Grundgehalt und die dazugehörigen Prämien bezifferten. Jetzt, als ich sie tatsächlich schwarz auf weiß vor mir sah, wurder mir klar, dass ich nun wirklich aus der Spitzenklasse des Europäischen Fussball ausgetreten war. Für' s Erste...
D. Schneider: ,,Nun denn, damit wäre dann alles geklärt, Herr Mourinho. Nachdem Ihnen gleich Ihr neues Büro vorgestellt wurde, können Sie die nächsten 3 Tage nutzten, sich mit allem genaustes vertraut zu machen. Ach halt!"
Ich war schon halb aus dem Büro getreten.
D. Schneider: ,,Um 13 Uhr findet eine Pressekonferenz statt. Ihr erster großer Auftritt für unseren Verein. Wir sehen uns dort. Viel Spass bei der Arbeit."
Die Zeit bis zur Pressekonferenz vertrieb ich mir damit, mein Büro zu begutachten und mich mit den Spielern im Kader vertraut zu machen. Ich habe einen Blick über das gesamte Trainingsgelände, dazu einen großen Tisch für Konferenzen und auch technisch ist alles 1a.
Gegen 12:45 Uhr erschien ich durch einen Hintereingang im Konferenzraum. Gegen 13 Uhr trat ich mit Herrn Schneider und Franz Maget, Vize-Präsident von 1860, sowie Lil Zercher, Pressesprecherin des Vereins, in den Konferenzraum. Die etwa 20 Reporter inklusive Kamerateam griffen sofort zu ihren Handy und den restlichen Fans schien der Atem zu stocken und wir fanden uns im Blitzlichtgewitter wieder.
Ich legte mein typisches Grinsen auf und setzte mich in die Mitte zwischen Herrn Schäfer und Herrn Maget nieder und hörte den Rest der Pressekonferenz mehr zu, als das ich selbst zu Wort kam.
D. Schneider: ,,...Und ich freue mich Ihnen unseren neuen Chefcoach, José Mourinho, vorstellen zu dürfen. Sie dürfen jetzt Ihre Fragen stellen."
Madrid, 28.06.2011
Es ist 9 Uhr morgens in einer Luxusvilla an der Grenze der Stadt.
Trotz des gestrigen Abends habe ich recht ruhig und gut schlafen können. Es könnte auch damit zusammenhängen, dass ich bei der Pokalsieg-Feier in Madrid eine wunderbare Frau kennen und lieben gelernt habe. Ihr Name ist Lindsay Lohan.
Ein Blick auf mein I-Phone und die erwartete SMS von Pedro ist natürlich da.
Abflug: 10:30 Uhr Uhr Madrid Airport
Ankunft: 12:30 Uhr München Airport
Dort werdet ihr bereits empfangen.
Gut. Das passt ja alles bestens. Ich packe kurz ein paar Sachen zusammen und hole einen guten Anzug aus dem Schrank. Während ich also mit einem kleinen Köfferchen fertig war, hätte Lindsay an ihren Kleiderschrank eigentlich nur Griffe anbringen müssen. Unfassbar, wie viel Frauen einpacken, wenn sie verreisen. Gegen 9:15 Uhr verlassen wir dann das Haus und machen uns auf den Weg Richtung Flughafen. Ich musste ein Großraumtaxi rufen, um Lindsay' s Gepäck überhaupt unterbringen zu können.
Am Flughafen von Madrid das übliche Chaos mit Stau und scheinbar orientierungslos durch die Gegend laufenden Menschen. Als wir den Weg durch die Menschenmenge fast geschafft hatten und gerade am Schalter 3 einchecken wollten, erscheint wie aus dem nichts heraus ein blendend heller Blitz. Für kurze Zeit sehe ich nichts als verschwommene Umrisse. Als ich langsam wieder zu mir komme, höre ich schon die erste Frage.
Journalist: ,,Guten Morgen Herr Mourinho. Frau Lohan. Wohin geht ihre heutige Reise? Verraten Sie uns, ob sie schon mit einem neuen Verein in Verhandlungen stehen?"
Ich: ,,Guten Morgen. Was denken Sie denn? Für einen José Mourinho kommt nur das Beste in Frage. Ich kann Ihnen verraten, dass mein Flug nach Deutschland geht. Und in Deutschland gibt es doch nur den FC Bayern München und die Nationalmannschaft, die meinen Ansprüchen gerecht werden können.
Journalist: ,,Der FC Bayern hat aber Jupp Heynckes für diese Saison verpflichtet und Joachim Löw hat gestern Abend seine Vertragsverlängerung bekannt gegeben. Dort werden Sie also nicht anfangen?"
Ich: ,,Eben. Also gehen Sie ruhig davon aus, dass wir auch mal eine private Reise unternehmen. Sie werden sicherlich verstehen, dass wir auch einmal eine Auszeit brauchen."
Ich lasse den Journalisten zurück und checke mit Lindsay ein. Auf dem Weg zum Flugzeug schaue ich noch einmal zurück und dort steht nach wie vor der Reporter und ich komme nicht darum herum, ein kleines Lachen über die Lippen zu bringen. Mir war klar, dass er mir wohl nicht glauben würde, dass ich etwas Urlaub machen würde, doch er konnte sich einfach nicht vorstellen, was ich in Deutschland wollte, wenn der FC Bayern und die Nationalmannschaft nicht das Ziel meiner Reise ist.
Ich nahm mir die aktuelle Tageszeitung und nahm auf meinem Sitz in der 1. Klasse Platz. Lindsay deckte sich mit den neusten Klatsch- und Traschtzeitschriften ein. Als ich mich gerade in meinen Sitz fallen lies, fragte eine Stimme, ob ich kurz aufstehen könnte und ihn auf seinen Platz lassen würde. Total genervt stand ich auf und sah überraschenderweise einen alten Bekannten vor mir stehen.
Ich: ,,Hallo Uli. Du hier? Wie kommt' s?"
U. Hoeneß: ,,Servus Lindsay. Servus José. Ich habe meinen Urlaub in Madrid verbracht. Was verschlägt euch denn nach Deutschland?"
Ich: ,,Kannst du dich noch an den vorletzten Winter erinnern? Als ihr in Turin gespielt habt und wir darüber gesprochen haben, ob ich mir ein Traineramt beim FC Bayern vorstellen könnte?"
U. Hoeneß: ,,Natürlich kann ich das. Und, unter uns gesagt, ich finde es immer noch schade, dass wir uns damals nicht geeinigt haben. Deine Gehaltsvorstellungen waren sogar für uns zu hoch. Und dann noch die Ablöse an Inter Mailand und die Abfindung für Louis. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet."
Ich: ,,Das stimmt. Nun, einige Dinge ändern sich manchmal sehr schnell, mein Freund. Ich hab seit dem Rücktritt in Madrid viel nachgedacht und jetzt ist mir klar, was ich will."
U. Hoeneß: ,,Und nun hast du ein Angebot aus Deutschland? Oder tauscht du mit Löw die Mannschaften? Sonst kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass du in Deutschland arbeiten könntest. Können würdest du das sicher, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen."
Ich: ,,Sei doch nicht so ungeduldig und warte einfach ein paar Tage ab. Du wirst mit Sicherheit überrascht sein."
Uli nahm es mit einem Schmunzeln hin, doch verzichtete er auf weitere Nachfragen, da er merkte, dass aus mir nichts rauszubekommen war. Den weiteren Verlauf des Fluges verbrachten wir damit, über die aktuelle Lage der Bayern zu reden. Er erklärte mir, warum die Bayern ordentlich einkaufen mussten und welche Ziele sie mit Heynckes hatten.
Angekommen in München trat genau das ein, was ich bereits erwartet hatte. Kaum waren wir aus dem Flugzeug gestiegen, kamen dutzende Reporter auf mich zu, die mir ein Mikrofon unter die Nase hielten. Dass Uli Hoeneß nach Lindsay und mir aus der Maschine kam, rundete die Szene ab. Auf einem kleinen Fernseher im Flughafenrestaurant konnte ich bereits die ersten Meldungen in den Sportnachrichten sehen.
,,José Mourinho und Bayern München?"
Der Reporter in Madrid hatte ganze Arbeit geleistet und hat wohl ein bisschen telefoniert, dachte ich bei mir. Ein kurzes Händeschütteln mit Uli und unsere Wege trennten sich. Die verwirrten Reporter wussten wohl nicht so recht, wem von uns sie jetzt besser folgen sollten. Mit Linday an der Hand ging ich in Richtung Ausgang, wo schon ein etwas älterer Herr auf mich zukam. Er trug einen schwarzen Anzug mit weiß-blauer Kravattte und hatte graue Haare.
Er blieb kurz vor mir stehen und schüttelte erst Lindsay, dann mir die Hand.
D. Schneider: ,,Guten Tag Frau Lohan. Guten Tag Herr Mourinho. Mein Wagen steht vorne, wir können direkt los."
Ich: ,,Hallo Herr Schneider. Das trifft sich gut, los geht' s."
Wir stiegen in den schwarzen BMW und fuhren los. Die Reporter, die mir zum Flughafenausgang gefolgt waren, konnten es immer noch nicht ganz verstehen und sahen uns ungläubig nach. Keiner wollte so recht glauben, dass ich tatsächlich mit dem TSV 1860 München in Kontakt stehe, obwohl es mittlerweile doch so offensichtlich war.
D. Schneider: ,,Wie war die Reise?"
Ich: ,,Angenehm, danke. Wir hatten Begleitung von Uli Hoeness. Sie haben sicher auch von den Gerüchten gehört."
D. Schneider: Allerdings. Nur, um erhlich zu sein, kann niemand bei uns etwas mit der Situation anfangen. Ich denke, dass ist Ihnen auch klar. Ich gebe allerdings zu, dass ich sehr überrascht war, auch wenn ihr Berater mir ihre Gründe mitgeteilt hat."
Ich: ,,Das glaube ich Ihnen. Normalerweise hatte ich auch nicht vor, mich mit dem Mittelfeldplatz oder generell der zweiten Liga abzugeben, aber manchmal kommt halt doch alles anders."
D. Schneider: ,,Das stimmt, Herr Mourinho."
Nach etwa 1 Stunde Fahrt, in der mir Dieter Schneider die wichtigsten Sachen über den Verein und die Stadt erzählte, erreichten wir die Geschäftsstelle des TSV 1860 München. Zunächst führte mich Herr Schneider hoch in sein Büro. Das Büro liegt in der 6. Etage und schaut man aus dem Fenster hat man ein weiten Überblick über München-Gießing.
D. Schneider: ,,Gut, dann kommen wir am Besten gleich zur Sache. Im Grunde wurde ja schon vieles gesagt. Nun würde ich gerne von Ihnen hören, was sie für Ziele mit dem TSV 1860 München erreichen wollen und wie Sie sich allgemein Ihre Arbeit hier bei uns vorstellen."
Ich: ,,Ich möchte hier etwas aufbauen. Ein neues, junges, hungriges Team entstehen lassen. Sie wissen, dass ich ein Trainer bin, der Erfolg haben will. Mir reicht es nicht, um die Plätze im Mittelfeld zu spielen. Ich will nach oben... ganz oben! Natürlich bin ich mir im Klaren darüber, dass der TSV nicht die finanziellen Möglichkeiten dazu hat, junge gute Spieler zu holen, doch ein gewisses Risiko müssten Sie schon mitmachen. Ich weiß um die finanzielle Situation von 1860, aber wir müssen das wenige Geld, dass wir haben, in die Mannschaft investieren. Ich möchte die Kontrolle über sämtliche Sportliche Entscheidungen. Dazu möchte ich in den Neubau von Sportlichen Einrichtungen mit einbezogen werden. Auch in die Außendarstellung des Vereins möchte ich mit einbezogen werden. Wir müssen den Verein besser präsentieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir hier in München in den nächsten 4-5 Jahren etwas auf die Beine stellen können, auch in der ersten Liga."
D. Schneider: ,,Sie fordern eine Menge Rechte ein. Grundsätzlich decken sich Ihre Vorstellungen mit unseren. Ich denke, dass wir uns dort schnell einigen können und Sie die eingeforderten Kompetenzen bekommen werden."
Nach knapp 2 Stunden und ein paar Diskussionen später war der Vertrag unter Dach und Fach. Zum Abschluss ging ich mit Lindsay und Dieter Schneider rüber zu den Trainingsanlagen und sammelte erste Eindrücke.
Gegen 18 Uhr verabredeten wir uns für den nächsten Tag um 9 Uhr in der Geschäftsstelle. Den Rest des Tages verbrachte ich mit einem Angestellten des Vereins, der mir die Stadt zeigte. Besser gesagt, sah ich die ganzen Münchner Modegeschäfte von innen, den Lindsay musste natürlich noch einkaufen, weil sie – typisch für sie – wieder nichts anzuziehen hatte. Ich fragte mich aber leise, wozu sie dann diese ganzen Klamotten aus Madrid mitgenommen hatte...
Am nächsten Tag erschien ich pünktlich um 5 vor 9 in der Geschäftsstelle. Lindsay hatte es vorgezogen, im Hotel auszuschlafen. Eben jener Mitarbeiter, der mir gestern noch die Stadt zeigen wollte und Lindsay' s Shoppingwahn ertragen musste, hatte mich am Hotel abgeholt und zur Geschäftsstelle gefahren.
Angekommen im Büro von Herrn Schneider unterschrieb ich den am Vortag ausgehandelten Vertrag. Ich vermied einen erneuten Blick auf die Zahlen, welche mein Grundgehalt und die dazugehörigen Prämien bezifferten. Jetzt, als ich sie tatsächlich schwarz auf weiß vor mir sah, wurder mir klar, dass ich nun wirklich aus der Spitzenklasse des Europäischen Fussball ausgetreten war. Für' s Erste...
D. Schneider: ,,Nun denn, damit wäre dann alles geklärt, Herr Mourinho. Nachdem Ihnen gleich Ihr neues Büro vorgestellt wurde, können Sie die nächsten 3 Tage nutzten, sich mit allem genaustes vertraut zu machen. Ach halt!"
Ich war schon halb aus dem Büro getreten.
D. Schneider: ,,Um 13 Uhr findet eine Pressekonferenz statt. Ihr erster großer Auftritt für unseren Verein. Wir sehen uns dort. Viel Spass bei der Arbeit."
Die Zeit bis zur Pressekonferenz vertrieb ich mir damit, mein Büro zu begutachten und mich mit den Spielern im Kader vertraut zu machen. Ich habe einen Blick über das gesamte Trainingsgelände, dazu einen großen Tisch für Konferenzen und auch technisch ist alles 1a.
Gegen 12:45 Uhr erschien ich durch einen Hintereingang im Konferenzraum. Gegen 13 Uhr trat ich mit Herrn Schneider und Franz Maget, Vize-Präsident von 1860, sowie Lil Zercher, Pressesprecherin des Vereins, in den Konferenzraum. Die etwa 20 Reporter inklusive Kamerateam griffen sofort zu ihren Handy und den restlichen Fans schien der Atem zu stocken und wir fanden uns im Blitzlichtgewitter wieder.
Ich legte mein typisches Grinsen auf und setzte mich in die Mitte zwischen Herrn Schäfer und Herrn Maget nieder und hörte den Rest der Pressekonferenz mehr zu, als das ich selbst zu Wort kam.
D. Schneider: ,,...Und ich freue mich Ihnen unseren neuen Chefcoach, José Mourinho, vorstellen zu dürfen. Sie dürfen jetzt Ihre Fragen stellen."