Kapitel 21: Saison 2027/2028 - Leverkusener Partybus....
Rudiv V. reicht mit das Glas Prosecco. Stösschen! Alles geritzt. Der Klub und die Mannschaft verdienen es das ich nicht einfach so von Bord gehe, nach nur einem halben Jahr. One-Night-Stands können schön sein, aber so eine richtige Beziehung ist doch oft viel erfüllender.
Weichen wurden gestellt in den letzten Monaten - meine Aufgabe bei Bayer Leverkusen ist noch nicht abgeschlossen. Zumal der Reiz unglaublich groß ist mit diesem Team weiterzuarbeiten. Wir hatten so eine ungemein starke Rückrunde zusammen – was wohl erst möglich ist wenn wir eine komplette Spielzeit gemeinsam haben?!
Nun, wir werden es herausfinden. Ich einige mich mit Bayer auf einen neuen 1-Jahresvertrag. Leistungsbezogen und fair für beide Seiten.
Dennoch, die Zeit bleibt nicht stehen und so langsam nimmt der Bayer Kader meine Handschrift an. Es gibt vier Abgänge und sechs Neuzugänge: Hakan Calhanoglu beendet seine Karriere im Alter von 33 Jahren. Mittelfeldmann Matthias Hellmich zieht es nach Portugal zu Sporting Lissabon. Innenverteidiger Adam Prendergast darf künftig für Inter Milan auflaufen. Die Deals sind ein gutes Geschäft für uns, bringen rund 20 Millionen € in die Vereinskasse!
Zu- und Abgänge auf einen Blick:
Ein echter Coup: die Verpflichtung von Kris Commons. Ein Scout entdeckte den 23 Jährigen Spielmacher während eines Ligaspiels in Tschechien, war dort eigentlich für einen anderen Spieler vor Ort. Commons stach sofort ins Auge. Ich überzeugte mich selbst von seinem Talent kurze Zeit später: Korrekt, der Junge hat riesen Potential. Für 7.50 Millionen € Ablöse ist er ein echtes Schnäppchen, zumal Commons hier zum Trainingsauftakt, wo er jetzt doch ein hübsches Schwarz-Rotes Leibchen trägt, sogar einen noch viel stärkeren Eindruck macht!
Vor allem in der Breite wird der Kader aber verstärkt; mit den Verteidigern Andre Sanz & Martin Arndt, Linksaußen Frank Didot, sowie den beiden Mittelfeldakteuren Oliver Begum und Richie Hoolahan. Zum allergrößten Teil bereits ,,fertige Spieler", mit viel Erfahrung auf dem Buckel, die uns in erster Linie sofort weiterhelfen sollen.
Die Vorbereitung ist kurz und knackig. Ein knallhartes Trainingslager muss die Mannschaft fit machen denn Champions League Qualifikation und Ligapokal warten bereits: wir müssen nach Zypern zu Famagusta, mit schweren Beinen retten wir ein 2:2 auf Zypern, im Rückspiel reicht ein solider 2:0 Sieg um für die erste Gruppenphase qualifiziert zu sein.
Saisonauftakt – Spieltag 1-3: Internationales Geschäft lautet das Ziel. Ich bin froh das man im Verein nicht gleich Wunder erwartet, bloß weil wir ein gutes halbes Jahr gemeinsam hatten. Zwei Murray Tore bringen zunächst einmal den ersten dreier der neuen Saison auf den Weg. 3:1 Sieg über Preußen Münster! Eine Woche später dreht Murrray erneut auf, Hattrick gegen den HSV, erneut ein 3:1 Erfolg! Der Deutsche Meister wartet als nöchstes. Abermals spielen wir furrios, doch zwei späte Gegentreffer versauen den perfekten Start; es reicht nur zu einem 3:3 in der Allianz Arena beim FC Bayern. Keine Blöße geben wir uns dagegen im DFB Pokal bei Chemie Halle. 5:0.
4-6. Spieltag: Trotz Unterzahl in der kompletten zweite Hälfte gegen den SC Freiburg gelingt es eine 2:0 Führung über die Zeit zu bringen - einem Kupper Doppelschlag sei Dank. Eine Woche später steht Hamburg auf dem Programm, St. Pauli um genauer zu sein. Noch immer keine völlig unemotionale Angelegenheit, aber eine die normaler geworden ist seit dem das ,,erste mal" aus dem Weg geräumt wurde. Wie damals, so auch dieses mal, trennen wir uns schiedlich und friedlich 1:1. Ein anschließender 3:2 Erfolg über den VFB Stuttgart verhilft zu einem ganz ausgezeichneten Start in die neue Saison.
7-9. Spieltag: Fürs erste hält die Erfolgsserie an - ein knapper 2:1 Sieg über den VFL Wolfsburg bedeutet wir übernehmen erstmals sogar die Tabellenführung! Doch der fette Dämpfer folgt auf dem Fuße: 0:4 Heimklatsche gegen Dosenmüll Leipzig. In der Volgewoche siehts nicht viel besser aus, 0:2 in Hoffenheim.
Das anschließende Rheinderby gegen den 1. FC Köln ist ein besonders wichtiges – emotional auf der einen Seite - klar, das ist es schließlich immer - aber sportlich hat es dieses mal eine noch viel tiefere Bedeutung. Denn: Der FC grüsst von der Tabellenspitze - wir sind heißer Verfolger! Ausverkaufte Hütte - wir hätten die Bay Arena drei mal füllen können. Es hagelt dennoch die dritte Pleite in Folge! Ein gellendes Pfeidkonzert verabschiedetdie Mannschaft in die Kabine. Rudi V. wartet dort bereits – sein Blink ist finster.
Krise. Drei Niederlagen Folge. Derby verloren im eigenen Haus. Und dann das: die anschließende Jahreshauptversammlung bringt nun auch noch ganz neue Umstände. Der alte Vorstand abgesägt; die Opposition hat jetzt das Sagen. Wie immer setze ich in solchen Situationen auf dass falsche Pferd; schlagartig wird auch meine Position im Verein intensiv hintergraft - besonders nach den letzten Pleiten.
11. Spieltag: Wichtiger denn je sind fortan sportliche Argumente: Punkte sind die Währung eines Trainers. Davon benötigt Bayer und meine Wenigkeit ein paar mehr. Wir laufen Gefahr ins Niemandsland abzurutschen. Vor allem: jede weitere Niederlage könnte mich in ganz arge Probleme stürzen. Eine Entlassung? Tagträume vom Job im Ausland wären damit für die nächsten Jahre blanke Fabelei.
Die Anspannung versuche ich mir nicht anmerken zu lassen Mehr als ein Jahrzehnt an Erfahrung auf der Trainerbank – eine solche Situation ist nichts neues. Ruhe und Besonnenheit sind wichtig. Der Mannschaft den Rücken stärken ist meine Taktik. Videoanalyse und ein Highlightvideo vom vergangenen Pokaltriumph – es lockert die Stimmung sichtlich vor dem wichtigen Auswärtsspiel auf Schalke.
5:0! Ein Schützenfest in Gelsenkirchen lässt die Kritiker voerst verstummen. Krämer findet endlich zu seiner Form zurück, trifft doppelt. Anschließend DFP Pokal: Zweitligist Rot-Weiß Erfurt zwingst und fast in die Knie, doch ein Mehlem Tor in der Verlängerung verhindert die Blamage. Der Einzug ins Achtelfinale gesichert.
12-14. Spieltag: Einmal mehr Stephen Murray sichert drei Punkte in einem knappen Spiel gegen den SC Paderborn. Saisonsieg Nummer acht folgt, dank eines 2:0 in Dortmund. Gleiches Ergebnis - leider nicht für die Guten in der Folgewoche: 2:0 Heimniederlage gegen Hertha BSC bringt uns zurück auf den Boden der Tatsachen.
Es ist und bleibt eine einzige Achterbahnfahrt in dieser ersten Saisonhälfte. Ja, wir können eine Spitzenmannschaft sein.... sind aber möglicherweise noch kein echter Meisterkandidat.
Champions League - 1. Gruppenphase: Souverän sieht anders aus, doch wir setzen uns durch in einer Gruppe mit Olympique Marseille - die als Gruppenerster ebenfalls weiterkommen -Aberdeen und RS Belgrad. in der zweiten Gruppenphase warten dann unter anderem der Vizemeister Frankreichs Mountpellier, sowie Italiens, mit Inter Milan.
15-17. Spieltag: Drei Siege später - in Augsburg, dem KSC und zum Rückrundenende beim SV Sandhausen – die Welt sieht plötzlich wieder rosarot aus! Der Titel ist – man mag es kaum für möglich halten – mehr als nur in Sichtweite! Wir sind nicht überragend, doch die anderen spielen für uns! Unterdessen ist auch Operation Titelverteidigung im Pokal auf dem richtigen Weg. Eim hart erkämpfter 4:2 Erfolg beim VFL Osnabrück ist gleichbedeutend mit dem Einzig ins Viertelfinale. Dort kommt es dann zum Rematch des letztjährigen Finals, beim FC Bayern München!
Hinrundenfazit: Dieses ständige Auf- und Ab zehrt an den Nerven. Ein schwacher Saisonstart, Krise, neuer Vorstand, angesägte Trainerstühle, Siegesserien... alles dabei. Leverkusen lebt! Soviel ist sicher. Alles in allem kann und muss man auch mal zufrieden sein. Klingglöckchen kling - wir sind im Soll! Zwei Punkte hinter dem verhassten Lokalrivalen Köln; realistische Titelchancen intakt, vor allem aber das Ziel Qualifkation für die Champions League ganz fest im Blick. Krämer und Murray mit jeweils 13- und neun Toren sind die Leistungsträger im Team. Im Tor hat sich der 36 Jährige Veteran Bernd Leno den Job zurückerkämpft. Er war zuletzt ein enorm wichtiger Rückhalt wenn es brenzlig wurde.
Meine eigene Vertragssituation kommt einmal mehr auf den Tisch. Bei Spekulatius unterm Weihnachstbaum grüble ich gemeinsam mit der Familie. Wo es soll es hingehen? Soll es überhaupt irgendwo hingehen? Hier im Rheinland ist es ja eigentlich auch sehr schön. Doch was machen wenn die erhofften Angebote aus dem Ausland reinflattern? Swansea und West Ham wollen mich – sofort!
Die Hammers sind enorm reizvoll. Auf genau solch eine Chance habe ich all die Jahre gewartet – Premier League, ein Verein mit Historie und einem entwicklungsfähigen Kader noch dazu..... Doch ich kann nicht. Nicht jetzt, nicht sofort.
Verträge brechen? Nicht mein Ding. Nicht zu vergessen Bayer hat noch eine Chance auf das Tripple – wenn auch eher theoretischer Natur – dennoch, wir sind überall fett im Geschäft. Jetzt von Bord zu gehen wäre hundsgemeiner Blödsinn.
Rückrundenauftakt: Wir starten schwach ins neue Jahr. Niederlage gegen Preußen Münster, nur 2:2 Remis gegen den HSV trotz drückender Überlegenheit. Geht das schon wieder los? Achterbahnfahrt ich hör dir trapsen.
Nö! Denn es folgt der doppelte Befreiungsschlag gegen den FC Bayern: Die kleine Negativserie wird mit einem souveränen Heimsieg in der Liga über die Bayern beendet. Balsam für die geschundene Seele und Antrieb um nur Tage später ins schneeweiße München zu fahren und dort nicht klein bei zu geben – Pokalviertelfinale – Nervenstärke ist gefragt an jenem Abend. 120 Minuten Dramatik pur; es geht bis ins Elfmeterschießen - Bernd Leno avanciert zum großen Helden, pariert den entscheidenden Elfer!
21. Spieltag: Dieser Erfolg muss uns jetzt Schwung geben. Der SC Freiburg wartet bereits in der Liga. Im Eiskasten Dreisamtstadion kommt unser sonst so flüssiiges Kurzpassspiel zum Stocken. Der SC ist direkter, und erfolgreicher. Die Breisgauer führen, es sind noch zehn Minuten auf der Uhr. Wer Meister werden will muss gerade in solchen Situationen Charakter beweisen. Meine Jungs tun genau das. Sie könnten abdanken, den einfachen Weg gehen. Tun sie aber nicht.
Kapitän Wes O'Neill geht voran, schmeißt sich in die Zweikämpfe, ballt die Faust nach jedem gewonnen Tackling und wird belohnt. Nach einem indirekten Freistoß aus dem Halbfeld steigt er am höchsten, wuchtet die Kugel mit seinem dicken Schädel ins lange Eck zum Ausgleich! Es ist die 82. Minute; sechzig Sekunden später liegt der Ball erneut im Netz! Der SC unkonzentriert, lamentiert noch über das Gegentor; da ist Krämer zur Stelle, plötzlich frei vor dem Tor – 2:1, Sieg & Tabellenführer!!!
22. Spieltag: Einmal mehr ist die Vergangenheit zu Gast: Pauli kommt nach Leverkusen. Für uns beide ein enorm wichtiges Spiel, grüßen wir doch als Tabellenführer während Pauli, momentan dritter Verfolger, uns mit einem Sieg ganz dicht auf die Pelle rücken könnte. Es ist ein zähes Spiel, ein Kampf und Krampf um jeden Zentimeter – klar hier kann nur ein Standard die Entscheidung bringen: Oliver Begum zimmert die Kugel gekonnt in den Winkel aus 27 Metern! Es bleibt das Tor des Tages.
Champions League – 2. Gruppenphase: Gegen Montpellier, Vitesse Arnheim und Inter Milan haben wir wenig Probleme. Highlight ist zweifelsfrei ein knapper 1:0 Erfolg über den Italienischen Vizemeister Inter Milan in der restlos ausverkauften BayArena. Im Viertelfinale wartet nun Twente Entschede aus den Niederlanden.
Weichen für die Zukunft stellen – Football's coming Home?
Die Vertragssituation bleibt eine angespannte. Das Bayer mit mir verlängern möchte ist kein Geheimnis. Das Bayer auch langfristig Nägel mit Köpfen machen möchte ebenfalls nicht. Nach den zuletzt äußerst positiven Wochen hat sich das Blatt innerhalb des Vereins gewendet – waren da nach der Übernahme des neuen Vorstands noch starke Zweifel an meiner Person, so ist mittlerweile jeder im Klub davon überzeugt das es eine gemeinsame Zukunft geben kann.
Und da besteht kein Zweifel dran. Diese Zukunft gibt es – und sie ist vielversprechend. Ich fühle mich wohl, identifiziere mich mit der Truppe, die meine Handschift trägt..... das Angebot von Bayer liegt unterschriftsbereit auf meinem Schreibtisch. Es liegt dort bereits eine ganze Weile. Und doch, wie in den Jahren zuvor brennt in mir der Wunsch in einem anderen Land zu trainineren. Eine neue Herausforderung!
In den Jahren zuvor zögerte ich. Bin den letzten Schritt nicht konsequent gegangen. Ist das jetzt anders? Denn da ist noch dieses andere Angebot. Ein Angebot das hier vor mir liegt. Ein Angebot das kann keiner ausschlagen kann. Kann ich? Es ist der vermeintliche Traum eines jeden Trainers..... dieser Verein von der Insel, mit all seiner Geschichte & Tradition. Ausgerechnet dieser möchte künftig ab der kommenden Saison auf Deutsche Tugenden setzen. Mit mir auf Trainerbank. Die Zeit ist reif für schwere Entscheidungen..... Zeit die Unterschrift unter den Vetrag meines Lebens zu setzen......
Doch das ist Zukunft. Jetzt ist jetzt. Und heute ist Leverkusen. Wir tanzen auf drei Hochzeiten, die wirklich wichtigen Spiele der Saison stehen erst noch bevor. Es gilt konzentriert zu bleiben und der Mannschaft keine Entschuldigungen für schwächere Leistungen zu geben – ja, der Rummel der letzten Tage war etwas grösser als sonst seit durchsickerte das ich Bayer möglicherweise zum Saisonende verlassen würde. Doch wir halten uns bedeckt. Rudi V. entscheidet: wir weisen alle Spekulationen um meine Person in das Reich der Fabeln und lenken den Fokus auf das aktuelle Geschehen. Recht hat er. Die Mannschaft ist der Star, nicht der Trainer.
Am Ende spielt hier jeder auch für seinen eigenen Erfolg. Das mache ich den Jungs im Abschlußtraining am Freitag noch mal klar. Für mich muss sich niemand reinhängen. Ein jeder muss sich vor sich selbst verantworten am Ende, muss in den Spiegel schauen und sich fragen: habe ich alles erreicht was ich erreichen kann? Wir haben die Möglichkeit auf eine historische Saison. Wem das nicht Motivation genug ist der hat den Beruf verfehlt.....
23-25. Spieltag: Ein arschkalter Märznachmittag im Neckarstadion. Gedanken an glamoröse Fußballfeste in der Premier League sind hier ganz weit weg. Wir kommen nicht über ein 2:2 beim VFB Stuttgart hinaus. Ich ärgere mich über Punkte die wir liegen lassen haben. Zahllose Chancen bleiben ungenutzt, unterdessen fangen wir uns dämliche Tore nach Standards. Es gilt diese Unkonzentriertheiten auszuradieren.
Das Richtungsweisende Heimspiel gegen den VFL Wolfsburg steht vor der Tür. Wir haben einige Personalsorgen. Können nur leicht trainieren, die Englischen Wochen sind belastend für den kleinen Kader. Die Golfstädter sind überlegen, haben mehr vom Ball. Wir spielen auf Konter, verteidigen souverän ohne Druck nach vorne zu entwickeln. Ein Punt wäre kein schlecher. Martin Krämer hat anderes im Sinn. Alles hat sich bereits auf das Remis eingestellt, nur Krämer nicht, der in der 93. Minute den zu weit vor dem Tor stehenden VFL Keeper bemerkt. Aus 45 Metern setzt er zu einen gekonnten Lupfer an – der Tormann hechtet panisch nach hinten.... zu spät! Der Ball ist unereichbar - Toooor!!! Tollhaus BayArena! Der Meistertraum jetzt greifbar! Die Punkte werden eine Woche später mit einem souveränen 2:0 in Leipzig vergoldet. Wir bauen die Tabellenführung auf fünf Punkte aus.
Champions League Viertelfinale: Mit dem Niederländischen Meister Twente Enschede haben wir kein schlechtes Los gezogen. Wir sind klar favorisiert. Trotz Frischeproblemen im Team und durchgewürfelter Aufstellung erspielen wir uns ein 2:0 in Enschede – eine starke Ausgangsposition.
Möglicherweise steigt uns das zu Kopf und die Jungs nehmen den Gegner im Rückspiel nicht mehr ganz so ernst. Zur Pause liegt Twente in Führung. Jedes weitere Tor könnte Verlängerung oder gar das Ausbedeuten. Eine einzige Zitterpartie. Twente rollt Angriff über Angriff auf das Tor von Bernd Leno. Wir überstehen alle unbeschadet. Auch den finalen Eckball in der fünften Nachspielminute!
Nicht schön gespielt, aber wen juckts? Wir stehen im Champions League Halbfinale – das ist was zählt! Dort treffen wir dann auf Olympique Marseille. Der FC Bayern und Celtic Glasgow tragen das zweite Halbfinale aus.
Die Knallerspiele kommen jetzt Schlag auf Schlag. DFB Pokalhalbinale – Zweitligist Ingolstadt hat sich bis ins Halbfinale vorgekämpft. Klar, die Hütte ist ausverkauft, und tatäschlich kann David sich lange schadlos halten. Bis in den letzten Minuten den Hausherren die Kräfte ausgehen. Pohlmann nach einer Ecke sowie einer Kontertor von Commons reichen uns zu einem glanzlosen Sieg: Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin!
26-27. Spieltag: Eine enttäuschende 1:3 Heimniederlage gegen die TSG Hoffenheim beendet die Erfolgsserie. Zum Glück patzt auch die Konkurrenz. Eine Woche später – ein möglicherweise Vorentscheidnedes Spiel: das große Rheinderby, wir beim FC, dem Verfolger Nummer eins! Köln ist momentan zweiter mit fünf Punkten Rückstand, könnte mit einem Sieg hier und heute die Meisterschaft wieder ganz eng und spannend machen.
Die Kölner sind sichtlich nervös und mit der Situation überfordert. Erste Minute, Rückpass zum Torwart zu kurz gespielt, Martin Krämer spritzt dazwischen, nimmt all seinen Speed um am rauseilenden FC Schlußmann vorbei zu stürmen, kann dann ins leere Tor einschieben. Wir bleiben abgeklärt, Wes O'Neill verwandelt einen Konter kurz vor dem Ende zum 2:0. Tabellenführung ausgebaut – sechs Punkte sind es nun auf keinen geringeren als den FC St. Pauli!
Champions League Halbfinale: Der letztjährige Dritte der Französischen Ligue 1, Olympique Marseille, kann den eigenen Erwartungen im heimischen Ligaalltag nicht gerecht werden, doch der Einzug ins Halbfinale der Königsklasse ist kein schlechtes Trostpflaster. OM konnte sich in den letzten Wochen voll und ganz auf die wirklich wichtigen Spiele konzentrieren - wir dagegen tanzen auf drei Hochzeiten gleichzeitig.
Vorteil OM, der sich bezahlt macht hinten raus. Kupper bringt uns in der ersten Hälfte in Führung, doch wir brechen in der zweiten Hälfte gnadenlos ein. OM Superstar Michele Atik bricht in der zweiten Halbzeit mehrfach durch unsere Verteidigungslinien durch. Erst gelingt ihm der Ausgleich, kurz vor dem Ende kann Begum ihn dann nur mit einem Foul im Strafraum stoppen – Elfmeter und Gelb-Rot. 1:2 Niederlage!
Immerhin ein Auswärtstor. Für das Rückspiel in Leverkusen ist noch alles offen. Eine leicht offensivere Taktische Formation soll helfen mehr Druck zu generieren. Angepeitscht von 30.000 in der ausverkauften BayArena rollen wir wie gute Deutsche Panzer auf das Tor der Franzosen zu. Alleine der erfolgreiche Torabschluss fehlt. Zumindest in der ersten Halbzeit. Am Ende bezahlen wir für unsere intensive Anfangsphase. OM kontrolliert den Ball in den zweiten Fünfundvierzig Minuten.... ein Kontertor aus der 80. Minuten beendet endgültig alle Hoffnungen auf das historische Tripple.
28- 30. Spieltag: Die Null steht – erneut ein 2:0 Erfolg, diesmal über Schalke. In der Liga zuletzt sowas wie unser Standardresultat. Nicht so eine Woche später bei den Abstiegsgefährdeten Padebornern. Der SC schlägt sich wacker, geht in Führung, gleicht aus, doch am Ende reicht es – ich beweise ein glückliches Händchen... Jokertor von Marvin Mehlem kurz vor Toreschluss! Die Konkurrenz patzt erneut, wir bauen die Tabellenführung aus... für eine Woche, denn eine schwache 0:1 Heimniederlage gegen Borussia Dortmund macht die Sache doh nochmal spannend. Fünf Punkte auf den FC, vier Spieltage vor dem Ende – halten die Nerven?
31-32. Spieltag: Die obligatorische Englische Woche läutet den Endspurt in der Bundesliga ein. Wri brauchen ein Resultat, müssen das Dortmund Spiel aus den Köpfen bekommen. Unter der Woche baue ich ein paar Spaßeinheiten ins Training ein. Fußballtennisturnier, Schwimmhalle und Radausflug ins Grüne lockern die Stimmung und bringen uns gleichzeitig zusammen als Team, als Einheit, die nötig ist um zu bestehen.
Ausverkauftes Haus in Berlin bei Hertha BSC, 74.000 im Olympiastadion. Ein echter Härtetest für die geschundenen Körper der Bayerelf. Hertha haut alles raus, verlangt uns alles ab.... wir quälen uns zum knappsten aller knappen Resultate: 1:0!
Mit einem Sechs-Punktepolster gehen wir in den Samstag, empfangen den Tabellenletzten aus Augsburg. Ein Sieg und wir sind Meister! Doch nicht so schnell! Eine Niederlage und......
Wir sind drückend überlegen, es ist ein Spiel auf ein Tor.... doch der Ball will nicht in jenes Tor! Augsburg, bereits abgestiegen, spielt frei auf und will uns die Meisterparty versauen. Ein Torloses Unentschieden nach Abpfiff. Enttäuschend.... denn wir müssen warten was auf den anderen Plätzen passiert..... nur langsam trudeln die Ergebnisse von den anderen Plätzen rein....
Köln in Wolfsburg ist bereits durch. Der FC verliert mit 2:0.... was macht meine alte Liebe St. Pauli? Läuft noch! Die letzten Minuten des Spiels werden live auf dem Videowürfel gezeigt. Drei Minuten Nachspielzeit am Millerntor, Torlos steht es momentan. Drei Minuten die sich wie eine Ewigkeit anfühlen.....
Doch dann ist es AUS!!! Aus, vorbei – Der Innenraum der BayArena ein einziges Chaos. Fans fluten den Rasen, Jubelschreie, das ein oder andere Pyrotechnische Erzeugnis.... Bayer Leverkusen ist Deutscher Meister 2027/2028!
Mein fünfter Meistertitel. Man sollte meinen irgendwann gewöhnt man sich an solche Momente.... aber nein! Es ist jedes mal aufs neue einfach nur geil! Die Meisterschaft!!!! Wir haben das DING!!!!!
Wahnsinn! Für Bayer Leverkusen ist es überhaupt er die zweite Meisterschale – nach 2016/17. Die glorreichen Zeiten sind in Leverkusen zurück. Umso schöner das wir im eigenen Haus den Titel feiern können. Werkself hin oder her, auch in Leverkusen gibt es heißblütige Fans, die mit Leidenschaft durch Dick und Dünn mit dem Verein gingen und für ihre Treue mit Tagen wie diesen belohnt werden!
33-34. Spieltag: Für den Karlsruher SC geht es noch um solch Kleinigkeit wie den Klassenerhalt. Wettbewerbsverzehrung wollen wir uns nicht vorwerfen lassen. Als frisch gebackener Meister wollen wir uns keine Blöße geben. Routiniert spuhlt die Mannschaft ihr Programm ab. 2:0 Sieg. Zum Abschluß gibt es dann noch mal ein echtes Fußballfest in der BayArena. 3:2 gegen Sandhausen. Wild und entfesselt. Fußball Total!
Es macht Spaß, die Laolawelle nimmt keinen Abbruch. Nach Abpfiff kann endlich auch so richtig offiziell gefeiert werden –Kapitän Wes O'Neill streckt die Meisterschale in die Höhe! Konfetti wirbelt durch die Luft zu Technogedöns aus der Konserve – klar, die obligatorische Bierdusche für den Meistertrainer inklusive. Martin Krämer schleicht sich ganz gemein von hinten ran während ich geflissentlich den Interviewanfragen des Fernsehen nachkomme – plötzlich ist diese gelbe, stinckende, klebrige Flüssigmasse überall!
Vizemeister wird der FC St. Pauli – schön zu sehen das der Verein weiterhin erfolgreich ist, auch nach meinem Weggang. Überhaupt ist es eine gute Spielzeit für meinen Ex-Klub, auch wenn der ganze große Wurf nicht gelingt.
Pauli steht im Europa League Finale – ich wäre gerne live vor Ort in Paris, doch das DFB Pokal Finale wartet nur zwei Tage später. Pauli gegen Lazio Rom, das zweite Europokalfinale in der Geschichte des Vereins. Das erste und letzte bis dato war bekanntlich ein äußerst erfolgreiches: der Champions League Titel mit mir auf der Bank vor gut fünf Jahren! Heute gibt es leider kein Happy End. Lazio ist zu abgebrüht, erziehlt bereits nach zehn Minuten das Tor des Tages.
DFB Pokalfinale - RB Leipzig: Keinen anderen Verein ärgere ich so gerne wie die Dosen. Spiele gegen das Marketingtool von Red Bull? Ich nehme sie persönlich. Doch darauf kommt es heute nicht an. Das entscheidene: Wir können eine tolle Saison krönen. Nicht mit dem Tripple, aber immerhin mit einem Double. Es könnte der perfekte Abschluß nach zwei Jahren in Leverkusen sein.....
Das letzte Spiel also. Heute gibt es keine Ausreden. Wer hier nicht von Anfang an richtig drauf geht den wechsle ich sofort aus! Die Jungs sind richtig heiß. Es ist unser Tag. Nicht der Tag der Dosen. Knallhart gehen wir in die Zweikämpfe, setzen Zeichen. 11. Minute, Eckball: Müller zimmert das Leder scharf auf den kurzen Pfosten, dort wo Andre Sanz Sekunden später mit dem Kopf zum Ball hechtet und diesen unhaltbar unter der Latte versenkt! Keine Minute später muss RB Schlußmann Griffth erneut hinter sich greifen! RB vertendelt die Kugel direkt nach dem Anstoß, Oliver Begum fackelt nicht lange und gibt Hafer – das Leder schlägt links unten im Eck ein. Griffith bewegte sich nicht einmal. Leipzig hat heute nichts zu melden.
Wir legen noch zwei mal nach, machen die Sache so klar wie es nur geht: Bayer Leverkusen ist die mit Abstand beste Mannschaft der Saison 2027/2028! 4-0 steht es nach Schlußpfiff – wir verteidgen unseren Titel aus dem Vorjahr!
Das ist es also. Die Zeit in Leverkusen neigt sich dem Ende. Die Meister-und DFB Pokalfeier ist ausgelassen, feuch fröhlich – doch ich bin auch ein wenig wehmütig. Und ist da nicht immer die Angst vor dem Ungewissen? Vor dem Scheitern? Bei Bayer weiß ich was ich habe. In der neuen Heimat, in einem neuen Land, ein neuer Klub, neue Spieler....
Und doch glaube ich es wird die richtige Entscheidung sein. Bayer ist ein fertiges Team. Auf dem Zenit. Wir sind der zweitälteste Kader der Liga. Der Großteil besteht aus gemachten Spielern. Sicher, hier den Umbruch in zwei, drei Jahren einzuleiten wäre eine spannende Aufgabe. Doch die neue Herausforderung ist was mich reizt, für die ich innerlich brenne. Endlich, nach all den Jahren, der ersehnte Wechsel ins Ausland.....
Was war sonst noch? Nun, das hätte selbst vor wenigen Jahren auch noch niemand gewagt zu träumen: Celtic Glasgow gewinnt die Champions League in einem packenden Finale gegen Olympique Marseille – konnte den schottischen Meistertitel dagen nicht verteidigen. Dennoch, die Schottische Premier League hat stark aufgeholt in den letzten Jahren.
Doppelt Freude für Bayer Leverkusen: meine Wenigkeit wird zu Deutschlands Trainer des Jahres gewählt; Steven Murray wird Fußballer des Jahres. Europas Fußballer des Jahres ist Maximilan Terzinger, Torwart des FC St. Pauli; der Junge den ich damals in der Amateurmannschaft des FC Saarbrücken entdeckte. Lang, lang ist es her.
Achso, und nur um es erwähnt zu haben: England wird Europameister, schlägt Deutschland it 4:2 in einem hochdramatischen Finale! Wer hätts gedacht?!
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Next: Ein neues Leben im Mutterland des Fußballs!
Rudiv V. reicht mit das Glas Prosecco. Stösschen! Alles geritzt. Der Klub und die Mannschaft verdienen es das ich nicht einfach so von Bord gehe, nach nur einem halben Jahr. One-Night-Stands können schön sein, aber so eine richtige Beziehung ist doch oft viel erfüllender.
Weichen wurden gestellt in den letzten Monaten - meine Aufgabe bei Bayer Leverkusen ist noch nicht abgeschlossen. Zumal der Reiz unglaublich groß ist mit diesem Team weiterzuarbeiten. Wir hatten so eine ungemein starke Rückrunde zusammen – was wohl erst möglich ist wenn wir eine komplette Spielzeit gemeinsam haben?!
Nun, wir werden es herausfinden. Ich einige mich mit Bayer auf einen neuen 1-Jahresvertrag. Leistungsbezogen und fair für beide Seiten.
Dennoch, die Zeit bleibt nicht stehen und so langsam nimmt der Bayer Kader meine Handschrift an. Es gibt vier Abgänge und sechs Neuzugänge: Hakan Calhanoglu beendet seine Karriere im Alter von 33 Jahren. Mittelfeldmann Matthias Hellmich zieht es nach Portugal zu Sporting Lissabon. Innenverteidiger Adam Prendergast darf künftig für Inter Milan auflaufen. Die Deals sind ein gutes Geschäft für uns, bringen rund 20 Millionen € in die Vereinskasse!
Zu- und Abgänge auf einen Blick:
Ein echter Coup: die Verpflichtung von Kris Commons. Ein Scout entdeckte den 23 Jährigen Spielmacher während eines Ligaspiels in Tschechien, war dort eigentlich für einen anderen Spieler vor Ort. Commons stach sofort ins Auge. Ich überzeugte mich selbst von seinem Talent kurze Zeit später: Korrekt, der Junge hat riesen Potential. Für 7.50 Millionen € Ablöse ist er ein echtes Schnäppchen, zumal Commons hier zum Trainingsauftakt, wo er jetzt doch ein hübsches Schwarz-Rotes Leibchen trägt, sogar einen noch viel stärkeren Eindruck macht!
Vor allem in der Breite wird der Kader aber verstärkt; mit den Verteidigern Andre Sanz & Martin Arndt, Linksaußen Frank Didot, sowie den beiden Mittelfeldakteuren Oliver Begum und Richie Hoolahan. Zum allergrößten Teil bereits ,,fertige Spieler", mit viel Erfahrung auf dem Buckel, die uns in erster Linie sofort weiterhelfen sollen.
Die Vorbereitung ist kurz und knackig. Ein knallhartes Trainingslager muss die Mannschaft fit machen denn Champions League Qualifikation und Ligapokal warten bereits: wir müssen nach Zypern zu Famagusta, mit schweren Beinen retten wir ein 2:2 auf Zypern, im Rückspiel reicht ein solider 2:0 Sieg um für die erste Gruppenphase qualifiziert zu sein.
Saisonauftakt – Spieltag 1-3: Internationales Geschäft lautet das Ziel. Ich bin froh das man im Verein nicht gleich Wunder erwartet, bloß weil wir ein gutes halbes Jahr gemeinsam hatten. Zwei Murray Tore bringen zunächst einmal den ersten dreier der neuen Saison auf den Weg. 3:1 Sieg über Preußen Münster! Eine Woche später dreht Murrray erneut auf, Hattrick gegen den HSV, erneut ein 3:1 Erfolg! Der Deutsche Meister wartet als nöchstes. Abermals spielen wir furrios, doch zwei späte Gegentreffer versauen den perfekten Start; es reicht nur zu einem 3:3 in der Allianz Arena beim FC Bayern. Keine Blöße geben wir uns dagegen im DFB Pokal bei Chemie Halle. 5:0.
4-6. Spieltag: Trotz Unterzahl in der kompletten zweite Hälfte gegen den SC Freiburg gelingt es eine 2:0 Führung über die Zeit zu bringen - einem Kupper Doppelschlag sei Dank. Eine Woche später steht Hamburg auf dem Programm, St. Pauli um genauer zu sein. Noch immer keine völlig unemotionale Angelegenheit, aber eine die normaler geworden ist seit dem das ,,erste mal" aus dem Weg geräumt wurde. Wie damals, so auch dieses mal, trennen wir uns schiedlich und friedlich 1:1. Ein anschließender 3:2 Erfolg über den VFB Stuttgart verhilft zu einem ganz ausgezeichneten Start in die neue Saison.
7-9. Spieltag: Fürs erste hält die Erfolgsserie an - ein knapper 2:1 Sieg über den VFL Wolfsburg bedeutet wir übernehmen erstmals sogar die Tabellenführung! Doch der fette Dämpfer folgt auf dem Fuße: 0:4 Heimklatsche gegen Dosenmüll Leipzig. In der Volgewoche siehts nicht viel besser aus, 0:2 in Hoffenheim.
Das anschließende Rheinderby gegen den 1. FC Köln ist ein besonders wichtiges – emotional auf der einen Seite - klar, das ist es schließlich immer - aber sportlich hat es dieses mal eine noch viel tiefere Bedeutung. Denn: Der FC grüsst von der Tabellenspitze - wir sind heißer Verfolger! Ausverkaufte Hütte - wir hätten die Bay Arena drei mal füllen können. Es hagelt dennoch die dritte Pleite in Folge! Ein gellendes Pfeidkonzert verabschiedetdie Mannschaft in die Kabine. Rudi V. wartet dort bereits – sein Blink ist finster.
Krise. Drei Niederlagen Folge. Derby verloren im eigenen Haus. Und dann das: die anschließende Jahreshauptversammlung bringt nun auch noch ganz neue Umstände. Der alte Vorstand abgesägt; die Opposition hat jetzt das Sagen. Wie immer setze ich in solchen Situationen auf dass falsche Pferd; schlagartig wird auch meine Position im Verein intensiv hintergraft - besonders nach den letzten Pleiten.
11. Spieltag: Wichtiger denn je sind fortan sportliche Argumente: Punkte sind die Währung eines Trainers. Davon benötigt Bayer und meine Wenigkeit ein paar mehr. Wir laufen Gefahr ins Niemandsland abzurutschen. Vor allem: jede weitere Niederlage könnte mich in ganz arge Probleme stürzen. Eine Entlassung? Tagträume vom Job im Ausland wären damit für die nächsten Jahre blanke Fabelei.
Die Anspannung versuche ich mir nicht anmerken zu lassen Mehr als ein Jahrzehnt an Erfahrung auf der Trainerbank – eine solche Situation ist nichts neues. Ruhe und Besonnenheit sind wichtig. Der Mannschaft den Rücken stärken ist meine Taktik. Videoanalyse und ein Highlightvideo vom vergangenen Pokaltriumph – es lockert die Stimmung sichtlich vor dem wichtigen Auswärtsspiel auf Schalke.
5:0! Ein Schützenfest in Gelsenkirchen lässt die Kritiker voerst verstummen. Krämer findet endlich zu seiner Form zurück, trifft doppelt. Anschließend DFP Pokal: Zweitligist Rot-Weiß Erfurt zwingst und fast in die Knie, doch ein Mehlem Tor in der Verlängerung verhindert die Blamage. Der Einzug ins Achtelfinale gesichert.
12-14. Spieltag: Einmal mehr Stephen Murray sichert drei Punkte in einem knappen Spiel gegen den SC Paderborn. Saisonsieg Nummer acht folgt, dank eines 2:0 in Dortmund. Gleiches Ergebnis - leider nicht für die Guten in der Folgewoche: 2:0 Heimniederlage gegen Hertha BSC bringt uns zurück auf den Boden der Tatsachen.
Es ist und bleibt eine einzige Achterbahnfahrt in dieser ersten Saisonhälfte. Ja, wir können eine Spitzenmannschaft sein.... sind aber möglicherweise noch kein echter Meisterkandidat.
Champions League - 1. Gruppenphase: Souverän sieht anders aus, doch wir setzen uns durch in einer Gruppe mit Olympique Marseille - die als Gruppenerster ebenfalls weiterkommen -Aberdeen und RS Belgrad. in der zweiten Gruppenphase warten dann unter anderem der Vizemeister Frankreichs Mountpellier, sowie Italiens, mit Inter Milan.
15-17. Spieltag: Drei Siege später - in Augsburg, dem KSC und zum Rückrundenende beim SV Sandhausen – die Welt sieht plötzlich wieder rosarot aus! Der Titel ist – man mag es kaum für möglich halten – mehr als nur in Sichtweite! Wir sind nicht überragend, doch die anderen spielen für uns! Unterdessen ist auch Operation Titelverteidigung im Pokal auf dem richtigen Weg. Eim hart erkämpfter 4:2 Erfolg beim VFL Osnabrück ist gleichbedeutend mit dem Einzig ins Viertelfinale. Dort kommt es dann zum Rematch des letztjährigen Finals, beim FC Bayern München!
Hinrundenfazit: Dieses ständige Auf- und Ab zehrt an den Nerven. Ein schwacher Saisonstart, Krise, neuer Vorstand, angesägte Trainerstühle, Siegesserien... alles dabei. Leverkusen lebt! Soviel ist sicher. Alles in allem kann und muss man auch mal zufrieden sein. Klingglöckchen kling - wir sind im Soll! Zwei Punkte hinter dem verhassten Lokalrivalen Köln; realistische Titelchancen intakt, vor allem aber das Ziel Qualifkation für die Champions League ganz fest im Blick. Krämer und Murray mit jeweils 13- und neun Toren sind die Leistungsträger im Team. Im Tor hat sich der 36 Jährige Veteran Bernd Leno den Job zurückerkämpft. Er war zuletzt ein enorm wichtiger Rückhalt wenn es brenzlig wurde.
Meine eigene Vertragssituation kommt einmal mehr auf den Tisch. Bei Spekulatius unterm Weihnachstbaum grüble ich gemeinsam mit der Familie. Wo es soll es hingehen? Soll es überhaupt irgendwo hingehen? Hier im Rheinland ist es ja eigentlich auch sehr schön. Doch was machen wenn die erhofften Angebote aus dem Ausland reinflattern? Swansea und West Ham wollen mich – sofort!
Die Hammers sind enorm reizvoll. Auf genau solch eine Chance habe ich all die Jahre gewartet – Premier League, ein Verein mit Historie und einem entwicklungsfähigen Kader noch dazu..... Doch ich kann nicht. Nicht jetzt, nicht sofort.
Verträge brechen? Nicht mein Ding. Nicht zu vergessen Bayer hat noch eine Chance auf das Tripple – wenn auch eher theoretischer Natur – dennoch, wir sind überall fett im Geschäft. Jetzt von Bord zu gehen wäre hundsgemeiner Blödsinn.
Rückrundenauftakt: Wir starten schwach ins neue Jahr. Niederlage gegen Preußen Münster, nur 2:2 Remis gegen den HSV trotz drückender Überlegenheit. Geht das schon wieder los? Achterbahnfahrt ich hör dir trapsen.
Nö! Denn es folgt der doppelte Befreiungsschlag gegen den FC Bayern: Die kleine Negativserie wird mit einem souveränen Heimsieg in der Liga über die Bayern beendet. Balsam für die geschundene Seele und Antrieb um nur Tage später ins schneeweiße München zu fahren und dort nicht klein bei zu geben – Pokalviertelfinale – Nervenstärke ist gefragt an jenem Abend. 120 Minuten Dramatik pur; es geht bis ins Elfmeterschießen - Bernd Leno avanciert zum großen Helden, pariert den entscheidenden Elfer!
21. Spieltag: Dieser Erfolg muss uns jetzt Schwung geben. Der SC Freiburg wartet bereits in der Liga. Im Eiskasten Dreisamtstadion kommt unser sonst so flüssiiges Kurzpassspiel zum Stocken. Der SC ist direkter, und erfolgreicher. Die Breisgauer führen, es sind noch zehn Minuten auf der Uhr. Wer Meister werden will muss gerade in solchen Situationen Charakter beweisen. Meine Jungs tun genau das. Sie könnten abdanken, den einfachen Weg gehen. Tun sie aber nicht.
Kapitän Wes O'Neill geht voran, schmeißt sich in die Zweikämpfe, ballt die Faust nach jedem gewonnen Tackling und wird belohnt. Nach einem indirekten Freistoß aus dem Halbfeld steigt er am höchsten, wuchtet die Kugel mit seinem dicken Schädel ins lange Eck zum Ausgleich! Es ist die 82. Minute; sechzig Sekunden später liegt der Ball erneut im Netz! Der SC unkonzentriert, lamentiert noch über das Gegentor; da ist Krämer zur Stelle, plötzlich frei vor dem Tor – 2:1, Sieg & Tabellenführer!!!
22. Spieltag: Einmal mehr ist die Vergangenheit zu Gast: Pauli kommt nach Leverkusen. Für uns beide ein enorm wichtiges Spiel, grüßen wir doch als Tabellenführer während Pauli, momentan dritter Verfolger, uns mit einem Sieg ganz dicht auf die Pelle rücken könnte. Es ist ein zähes Spiel, ein Kampf und Krampf um jeden Zentimeter – klar hier kann nur ein Standard die Entscheidung bringen: Oliver Begum zimmert die Kugel gekonnt in den Winkel aus 27 Metern! Es bleibt das Tor des Tages.
Champions League – 2. Gruppenphase: Gegen Montpellier, Vitesse Arnheim und Inter Milan haben wir wenig Probleme. Highlight ist zweifelsfrei ein knapper 1:0 Erfolg über den Italienischen Vizemeister Inter Milan in der restlos ausverkauften BayArena. Im Viertelfinale wartet nun Twente Entschede aus den Niederlanden.
Weichen für die Zukunft stellen – Football's coming Home?
Die Vertragssituation bleibt eine angespannte. Das Bayer mit mir verlängern möchte ist kein Geheimnis. Das Bayer auch langfristig Nägel mit Köpfen machen möchte ebenfalls nicht. Nach den zuletzt äußerst positiven Wochen hat sich das Blatt innerhalb des Vereins gewendet – waren da nach der Übernahme des neuen Vorstands noch starke Zweifel an meiner Person, so ist mittlerweile jeder im Klub davon überzeugt das es eine gemeinsame Zukunft geben kann.
Und da besteht kein Zweifel dran. Diese Zukunft gibt es – und sie ist vielversprechend. Ich fühle mich wohl, identifiziere mich mit der Truppe, die meine Handschift trägt..... das Angebot von Bayer liegt unterschriftsbereit auf meinem Schreibtisch. Es liegt dort bereits eine ganze Weile. Und doch, wie in den Jahren zuvor brennt in mir der Wunsch in einem anderen Land zu trainineren. Eine neue Herausforderung!
In den Jahren zuvor zögerte ich. Bin den letzten Schritt nicht konsequent gegangen. Ist das jetzt anders? Denn da ist noch dieses andere Angebot. Ein Angebot das hier vor mir liegt. Ein Angebot das kann keiner ausschlagen kann. Kann ich? Es ist der vermeintliche Traum eines jeden Trainers..... dieser Verein von der Insel, mit all seiner Geschichte & Tradition. Ausgerechnet dieser möchte künftig ab der kommenden Saison auf Deutsche Tugenden setzen. Mit mir auf Trainerbank. Die Zeit ist reif für schwere Entscheidungen..... Zeit die Unterschrift unter den Vetrag meines Lebens zu setzen......
Doch das ist Zukunft. Jetzt ist jetzt. Und heute ist Leverkusen. Wir tanzen auf drei Hochzeiten, die wirklich wichtigen Spiele der Saison stehen erst noch bevor. Es gilt konzentriert zu bleiben und der Mannschaft keine Entschuldigungen für schwächere Leistungen zu geben – ja, der Rummel der letzten Tage war etwas grösser als sonst seit durchsickerte das ich Bayer möglicherweise zum Saisonende verlassen würde. Doch wir halten uns bedeckt. Rudi V. entscheidet: wir weisen alle Spekulationen um meine Person in das Reich der Fabeln und lenken den Fokus auf das aktuelle Geschehen. Recht hat er. Die Mannschaft ist der Star, nicht der Trainer.
Am Ende spielt hier jeder auch für seinen eigenen Erfolg. Das mache ich den Jungs im Abschlußtraining am Freitag noch mal klar. Für mich muss sich niemand reinhängen. Ein jeder muss sich vor sich selbst verantworten am Ende, muss in den Spiegel schauen und sich fragen: habe ich alles erreicht was ich erreichen kann? Wir haben die Möglichkeit auf eine historische Saison. Wem das nicht Motivation genug ist der hat den Beruf verfehlt.....
23-25. Spieltag: Ein arschkalter Märznachmittag im Neckarstadion. Gedanken an glamoröse Fußballfeste in der Premier League sind hier ganz weit weg. Wir kommen nicht über ein 2:2 beim VFB Stuttgart hinaus. Ich ärgere mich über Punkte die wir liegen lassen haben. Zahllose Chancen bleiben ungenutzt, unterdessen fangen wir uns dämliche Tore nach Standards. Es gilt diese Unkonzentriertheiten auszuradieren.
Das Richtungsweisende Heimspiel gegen den VFL Wolfsburg steht vor der Tür. Wir haben einige Personalsorgen. Können nur leicht trainieren, die Englischen Wochen sind belastend für den kleinen Kader. Die Golfstädter sind überlegen, haben mehr vom Ball. Wir spielen auf Konter, verteidigen souverän ohne Druck nach vorne zu entwickeln. Ein Punt wäre kein schlecher. Martin Krämer hat anderes im Sinn. Alles hat sich bereits auf das Remis eingestellt, nur Krämer nicht, der in der 93. Minute den zu weit vor dem Tor stehenden VFL Keeper bemerkt. Aus 45 Metern setzt er zu einen gekonnten Lupfer an – der Tormann hechtet panisch nach hinten.... zu spät! Der Ball ist unereichbar - Toooor!!! Tollhaus BayArena! Der Meistertraum jetzt greifbar! Die Punkte werden eine Woche später mit einem souveränen 2:0 in Leipzig vergoldet. Wir bauen die Tabellenführung auf fünf Punkte aus.
Champions League Viertelfinale: Mit dem Niederländischen Meister Twente Enschede haben wir kein schlechtes Los gezogen. Wir sind klar favorisiert. Trotz Frischeproblemen im Team und durchgewürfelter Aufstellung erspielen wir uns ein 2:0 in Enschede – eine starke Ausgangsposition.
Möglicherweise steigt uns das zu Kopf und die Jungs nehmen den Gegner im Rückspiel nicht mehr ganz so ernst. Zur Pause liegt Twente in Führung. Jedes weitere Tor könnte Verlängerung oder gar das Ausbedeuten. Eine einzige Zitterpartie. Twente rollt Angriff über Angriff auf das Tor von Bernd Leno. Wir überstehen alle unbeschadet. Auch den finalen Eckball in der fünften Nachspielminute!
Nicht schön gespielt, aber wen juckts? Wir stehen im Champions League Halbfinale – das ist was zählt! Dort treffen wir dann auf Olympique Marseille. Der FC Bayern und Celtic Glasgow tragen das zweite Halbfinale aus.
Die Knallerspiele kommen jetzt Schlag auf Schlag. DFB Pokalhalbinale – Zweitligist Ingolstadt hat sich bis ins Halbfinale vorgekämpft. Klar, die Hütte ist ausverkauft, und tatäschlich kann David sich lange schadlos halten. Bis in den letzten Minuten den Hausherren die Kräfte ausgehen. Pohlmann nach einer Ecke sowie einer Kontertor von Commons reichen uns zu einem glanzlosen Sieg: Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin!
26-27. Spieltag: Eine enttäuschende 1:3 Heimniederlage gegen die TSG Hoffenheim beendet die Erfolgsserie. Zum Glück patzt auch die Konkurrenz. Eine Woche später – ein möglicherweise Vorentscheidnedes Spiel: das große Rheinderby, wir beim FC, dem Verfolger Nummer eins! Köln ist momentan zweiter mit fünf Punkten Rückstand, könnte mit einem Sieg hier und heute die Meisterschaft wieder ganz eng und spannend machen.
Die Kölner sind sichtlich nervös und mit der Situation überfordert. Erste Minute, Rückpass zum Torwart zu kurz gespielt, Martin Krämer spritzt dazwischen, nimmt all seinen Speed um am rauseilenden FC Schlußmann vorbei zu stürmen, kann dann ins leere Tor einschieben. Wir bleiben abgeklärt, Wes O'Neill verwandelt einen Konter kurz vor dem Ende zum 2:0. Tabellenführung ausgebaut – sechs Punkte sind es nun auf keinen geringeren als den FC St. Pauli!
Champions League Halbfinale: Der letztjährige Dritte der Französischen Ligue 1, Olympique Marseille, kann den eigenen Erwartungen im heimischen Ligaalltag nicht gerecht werden, doch der Einzug ins Halbfinale der Königsklasse ist kein schlechtes Trostpflaster. OM konnte sich in den letzten Wochen voll und ganz auf die wirklich wichtigen Spiele konzentrieren - wir dagegen tanzen auf drei Hochzeiten gleichzeitig.
Vorteil OM, der sich bezahlt macht hinten raus. Kupper bringt uns in der ersten Hälfte in Führung, doch wir brechen in der zweiten Hälfte gnadenlos ein. OM Superstar Michele Atik bricht in der zweiten Halbzeit mehrfach durch unsere Verteidigungslinien durch. Erst gelingt ihm der Ausgleich, kurz vor dem Ende kann Begum ihn dann nur mit einem Foul im Strafraum stoppen – Elfmeter und Gelb-Rot. 1:2 Niederlage!
Immerhin ein Auswärtstor. Für das Rückspiel in Leverkusen ist noch alles offen. Eine leicht offensivere Taktische Formation soll helfen mehr Druck zu generieren. Angepeitscht von 30.000 in der ausverkauften BayArena rollen wir wie gute Deutsche Panzer auf das Tor der Franzosen zu. Alleine der erfolgreiche Torabschluss fehlt. Zumindest in der ersten Halbzeit. Am Ende bezahlen wir für unsere intensive Anfangsphase. OM kontrolliert den Ball in den zweiten Fünfundvierzig Minuten.... ein Kontertor aus der 80. Minuten beendet endgültig alle Hoffnungen auf das historische Tripple.
28- 30. Spieltag: Die Null steht – erneut ein 2:0 Erfolg, diesmal über Schalke. In der Liga zuletzt sowas wie unser Standardresultat. Nicht so eine Woche später bei den Abstiegsgefährdeten Padebornern. Der SC schlägt sich wacker, geht in Führung, gleicht aus, doch am Ende reicht es – ich beweise ein glückliches Händchen... Jokertor von Marvin Mehlem kurz vor Toreschluss! Die Konkurrenz patzt erneut, wir bauen die Tabellenführung aus... für eine Woche, denn eine schwache 0:1 Heimniederlage gegen Borussia Dortmund macht die Sache doh nochmal spannend. Fünf Punkte auf den FC, vier Spieltage vor dem Ende – halten die Nerven?
31-32. Spieltag: Die obligatorische Englische Woche läutet den Endspurt in der Bundesliga ein. Wri brauchen ein Resultat, müssen das Dortmund Spiel aus den Köpfen bekommen. Unter der Woche baue ich ein paar Spaßeinheiten ins Training ein. Fußballtennisturnier, Schwimmhalle und Radausflug ins Grüne lockern die Stimmung und bringen uns gleichzeitig zusammen als Team, als Einheit, die nötig ist um zu bestehen.
Ausverkauftes Haus in Berlin bei Hertha BSC, 74.000 im Olympiastadion. Ein echter Härtetest für die geschundenen Körper der Bayerelf. Hertha haut alles raus, verlangt uns alles ab.... wir quälen uns zum knappsten aller knappen Resultate: 1:0!
Mit einem Sechs-Punktepolster gehen wir in den Samstag, empfangen den Tabellenletzten aus Augsburg. Ein Sieg und wir sind Meister! Doch nicht so schnell! Eine Niederlage und......
Wir sind drückend überlegen, es ist ein Spiel auf ein Tor.... doch der Ball will nicht in jenes Tor! Augsburg, bereits abgestiegen, spielt frei auf und will uns die Meisterparty versauen. Ein Torloses Unentschieden nach Abpfiff. Enttäuschend.... denn wir müssen warten was auf den anderen Plätzen passiert..... nur langsam trudeln die Ergebnisse von den anderen Plätzen rein....
Köln in Wolfsburg ist bereits durch. Der FC verliert mit 2:0.... was macht meine alte Liebe St. Pauli? Läuft noch! Die letzten Minuten des Spiels werden live auf dem Videowürfel gezeigt. Drei Minuten Nachspielzeit am Millerntor, Torlos steht es momentan. Drei Minuten die sich wie eine Ewigkeit anfühlen.....
Doch dann ist es AUS!!! Aus, vorbei – Der Innenraum der BayArena ein einziges Chaos. Fans fluten den Rasen, Jubelschreie, das ein oder andere Pyrotechnische Erzeugnis.... Bayer Leverkusen ist Deutscher Meister 2027/2028!
Mein fünfter Meistertitel. Man sollte meinen irgendwann gewöhnt man sich an solche Momente.... aber nein! Es ist jedes mal aufs neue einfach nur geil! Die Meisterschaft!!!! Wir haben das DING!!!!!
Wahnsinn! Für Bayer Leverkusen ist es überhaupt er die zweite Meisterschale – nach 2016/17. Die glorreichen Zeiten sind in Leverkusen zurück. Umso schöner das wir im eigenen Haus den Titel feiern können. Werkself hin oder her, auch in Leverkusen gibt es heißblütige Fans, die mit Leidenschaft durch Dick und Dünn mit dem Verein gingen und für ihre Treue mit Tagen wie diesen belohnt werden!
33-34. Spieltag: Für den Karlsruher SC geht es noch um solch Kleinigkeit wie den Klassenerhalt. Wettbewerbsverzehrung wollen wir uns nicht vorwerfen lassen. Als frisch gebackener Meister wollen wir uns keine Blöße geben. Routiniert spuhlt die Mannschaft ihr Programm ab. 2:0 Sieg. Zum Abschluß gibt es dann noch mal ein echtes Fußballfest in der BayArena. 3:2 gegen Sandhausen. Wild und entfesselt. Fußball Total!
Es macht Spaß, die Laolawelle nimmt keinen Abbruch. Nach Abpfiff kann endlich auch so richtig offiziell gefeiert werden –Kapitän Wes O'Neill streckt die Meisterschale in die Höhe! Konfetti wirbelt durch die Luft zu Technogedöns aus der Konserve – klar, die obligatorische Bierdusche für den Meistertrainer inklusive. Martin Krämer schleicht sich ganz gemein von hinten ran während ich geflissentlich den Interviewanfragen des Fernsehen nachkomme – plötzlich ist diese gelbe, stinckende, klebrige Flüssigmasse überall!
Vizemeister wird der FC St. Pauli – schön zu sehen das der Verein weiterhin erfolgreich ist, auch nach meinem Weggang. Überhaupt ist es eine gute Spielzeit für meinen Ex-Klub, auch wenn der ganze große Wurf nicht gelingt.
Pauli steht im Europa League Finale – ich wäre gerne live vor Ort in Paris, doch das DFB Pokal Finale wartet nur zwei Tage später. Pauli gegen Lazio Rom, das zweite Europokalfinale in der Geschichte des Vereins. Das erste und letzte bis dato war bekanntlich ein äußerst erfolgreiches: der Champions League Titel mit mir auf der Bank vor gut fünf Jahren! Heute gibt es leider kein Happy End. Lazio ist zu abgebrüht, erziehlt bereits nach zehn Minuten das Tor des Tages.
DFB Pokalfinale - RB Leipzig: Keinen anderen Verein ärgere ich so gerne wie die Dosen. Spiele gegen das Marketingtool von Red Bull? Ich nehme sie persönlich. Doch darauf kommt es heute nicht an. Das entscheidene: Wir können eine tolle Saison krönen. Nicht mit dem Tripple, aber immerhin mit einem Double. Es könnte der perfekte Abschluß nach zwei Jahren in Leverkusen sein.....
Das letzte Spiel also. Heute gibt es keine Ausreden. Wer hier nicht von Anfang an richtig drauf geht den wechsle ich sofort aus! Die Jungs sind richtig heiß. Es ist unser Tag. Nicht der Tag der Dosen. Knallhart gehen wir in die Zweikämpfe, setzen Zeichen. 11. Minute, Eckball: Müller zimmert das Leder scharf auf den kurzen Pfosten, dort wo Andre Sanz Sekunden später mit dem Kopf zum Ball hechtet und diesen unhaltbar unter der Latte versenkt! Keine Minute später muss RB Schlußmann Griffth erneut hinter sich greifen! RB vertendelt die Kugel direkt nach dem Anstoß, Oliver Begum fackelt nicht lange und gibt Hafer – das Leder schlägt links unten im Eck ein. Griffith bewegte sich nicht einmal. Leipzig hat heute nichts zu melden.
Wir legen noch zwei mal nach, machen die Sache so klar wie es nur geht: Bayer Leverkusen ist die mit Abstand beste Mannschaft der Saison 2027/2028! 4-0 steht es nach Schlußpfiff – wir verteidgen unseren Titel aus dem Vorjahr!
Das ist es also. Die Zeit in Leverkusen neigt sich dem Ende. Die Meister-und DFB Pokalfeier ist ausgelassen, feuch fröhlich – doch ich bin auch ein wenig wehmütig. Und ist da nicht immer die Angst vor dem Ungewissen? Vor dem Scheitern? Bei Bayer weiß ich was ich habe. In der neuen Heimat, in einem neuen Land, ein neuer Klub, neue Spieler....
Und doch glaube ich es wird die richtige Entscheidung sein. Bayer ist ein fertiges Team. Auf dem Zenit. Wir sind der zweitälteste Kader der Liga. Der Großteil besteht aus gemachten Spielern. Sicher, hier den Umbruch in zwei, drei Jahren einzuleiten wäre eine spannende Aufgabe. Doch die neue Herausforderung ist was mich reizt, für die ich innerlich brenne. Endlich, nach all den Jahren, der ersehnte Wechsel ins Ausland.....
Was war sonst noch? Nun, das hätte selbst vor wenigen Jahren auch noch niemand gewagt zu träumen: Celtic Glasgow gewinnt die Champions League in einem packenden Finale gegen Olympique Marseille – konnte den schottischen Meistertitel dagen nicht verteidigen. Dennoch, die Schottische Premier League hat stark aufgeholt in den letzten Jahren.
Doppelt Freude für Bayer Leverkusen: meine Wenigkeit wird zu Deutschlands Trainer des Jahres gewählt; Steven Murray wird Fußballer des Jahres. Europas Fußballer des Jahres ist Maximilan Terzinger, Torwart des FC St. Pauli; der Junge den ich damals in der Amateurmannschaft des FC Saarbrücken entdeckte. Lang, lang ist es her.
Achso, und nur um es erwähnt zu haben: England wird Europameister, schlägt Deutschland it 4:2 in einem hochdramatischen Finale! Wer hätts gedacht?!
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Next: Ein neues Leben im Mutterland des Fußballs!