Zitat von: dAb am 11. Oktober 2023, 13:09:43Langt bei uns zum Beispiel vollkommen aus. Haben bei uns auch Inder, Russen, Rumänen etc. ohne Deutschkenntnisse.
Funktioniert natürlich in der IT auch leichter, aber dennoch muss das Ziel sein, dass sie sich die Kenntnisse zeitnah aneignen.

Das kann gut sein. Ich kann mich hier auf vermehrt auf den industriellen Markt beziehen, was eigene Erfahrungswerte betrifft. Ich arbeite unter anderem viel mit mittelständigen Unternehmen bis hin zu Konzernen wie Thyssen Krupp, Siemens etc. zur Rekrutierung/Vermittlung von Fachkräften zusammen. Und hier ich sehe nur wenig bis keine Bewegung in den Anforderungen, bspw. wenn es um die Suche von Elektronik- oder MechatronikerInnen im Maschinenbau oder ähnliches geht. Wo es in der Theorie aber möglich ist, soweit nicht auch der direkte Kundenkontakt zur Inbetriebnahme von Maschinen- und Anlagen mit in das Aufgabengebiet fällt.

Sich aber zeitnah gute DE-Kenntnisse aneignen, da bin ich dabei. Das braucht es, ja.

Zitat von: Olbrany am 11. Oktober 2023, 12:38:48Also Englisch muss nicht unbedingt Voraussetzung sein, um in Deutschland einen Job zu erhalten. Sonst gäbe es in meiner Region keinerlei Paketzusteller oder Straßenarbeiter. Selbst bei Fastfoodketten o. Ä. ist oftmals eine Verständigung in Deutsch oder Englisch nicht möglich.

Das trifft auf einige Unternehmen zu, das ist richtig. Bspw. Standorte von Amazon. Aber solche hast du auch nicht überall innerhalb einer gesunden Erreichbarkeit.

In der Industrie ist das oftmals dagegen (eigene Erfahrungswerte) ein anderes Thema. Selbst wenn es nur um HilfsarbeiterInnen geht (deine Region ist der Kölner Raum? Wg. Profilbild. Ausnahmen gibt es auch hier, wie Mauser oder die Eisenwerke. Bspw. IGUS dagegen, mindestens DE-B1). Und schwerer wird es dann nicht selten, wenn es um Fachkräfte geht. Alle schreien sie nach gut ausgebildeten Fachkräften aus der Elektronikbranche, aber fließendes Englisch ist (zum Start) in der Regel nicht ausreichend.

Zitat von: Olbrany am 11. Oktober 2023, 11:55:31Wenn ich richtig informiert bin, erhält man in Dänemark mehr Sozialleistungen, wenn man sich für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stellt. Und bei ukrainischen Geflüchteten in Deutschland ist es so, dass diese direkt Bürgergeld beziehen, hinzu kommt Kindergeld (wenn Kinder vorhanden). Das motiviert vielleicht nicht jeden, sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stellen.

Die Frage ist aber auch, wie schnell erhalten sie eine Arbeitserlaubnis? Direkt arbeiten dürfen sie nicht, da die Ukraine kein EU-Land ist. Und solches kann sich sehr oft Monatelang hinziehen. Hinzu kommt, dass nicht wenige UkrainerInnen zu Anfang kein oder nur sehr brüchig Deutsch können und nicht selten auch kein Englisch. Und selbst wenn Englisch, sehen viele Unternehmen davon ab. Hier sind andere Länder deutlich weiter, wo die englische Sprache zur Verständigung oftmals ausreichend ist.

Hinzu kommt auch, die Anerkennung beruflicher Abschlüsse ist in DE ein behördlicher Langstreckenlauf.

Zitat von: köpper am 11. Oktober 2023, 11:22:38Wenn man so den Ukrainer sieht geht es dem besser als einer durschnittlichen deutschen Familie

Wie sehen diese UkrainerInnen denn so aus? Nicht alle UkrainerInnen, die hier zu uns fliehen, sind armutsbetroffen. Vor allem die mit Geld sind es, die auch am ehesten ihre Flucht unbeschadet finanzieren können.

Was nur eine Frage der Zeit war: Inzwischen gibt es auch erste Angriffe aus Syrien auf Israel.

,,Interessant" war vorhin durchaus Masala bei Markus Lanz und das Stichwort Staatsräson, eine Begrifflichkeit die je Auffassung wohl Verfassungsrang hat und in Bezug auf Israel ,,Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson" bedeuten könnte, das wir im Falle, dass die Existenz Israel auf dem Spiel steht, wir automatisch aktive Kriegspartei sind/werden könnten. Etwas, was ich bisher nie wirklich auf dem Schirm hatte.

Hab ich bewertet? Ich weiß es grad nicht 

Einer von euch beiden hat wahrscheinlich nicht genügend Spieler aufgestellt und kein Haken drin, dass der Co. auffüllen soll 

Fabio de Masi hat Auszüge aus einem Spiegel-Artikel auf Twitter veröffentlicht, welcher die Verantwortung dessen, was geschah zurecht ganz allein der Hamas zuschiebt. Aber es werden in dem Artikel auch beleuchtet, weshalb es mitunter dazu kommen konnte, aufgrund der Innen- und Siedlungspolitik und harten militärischen Fehlentscheidungen.

https://twitter.com/FabioDeMasi/status/1711627263731466740 1/2
https://twitter.com/FabioDeMasi/status/1711627267590312183 2/2

Der gesamte Artikel ist hinter der Paywall:
https://www.spiegel.de/ausland/hamas-angriff-wie-benjamin-netanyahu-israel-politisch-und-militaerisch-schwaechte-a-2298763e-2009-47a2-9a7f-82995a7acd01

Da ich kein Spiegel-Abo habe, kann ich den gesamten Artikel nicht lesen. Die Auszüge finde ich aber sehr schlüssig und beleuchten wie ich finde, recht gut die Thematik aus dem Vorfeld. Vieles davon war mir auch bekannt bzw. habe ich zumindest am Rande mitbekommen. Das aber bspw. das Militär vom Gaza in Richtung des Westjordanland abgezogen wurde, wusste ich dagegen nicht. Was am Ende den Hamas in die Hände spielte.

Wenn in diesen Tagen vllt. auch noch der falsche Zeitpunkt dafür, aber unabhängig von dem, was passiert ist und dessen aktuell folgt: Finde auch die israelische Politik ist kritisch zu betrachten und nicht ganz Unschuldig an der Gesamtsituation. Dazu gehört außenpolitisch auch die Siedlungspolitik in der Westbank, wo es auch zu nicht wenigen Opfern kommt. Und innenpolitisch der teilweise Umgang mit Arabern. Dass dies zu Hass und Handlungen führt, ist für mich sogar durchaus nachvollziehbar. Und wenn der Krieg vorbei ist, braucht es hier dringender denn je eine gemeinsame Lösung. Losgelöst vom Gazastreifen.

Um aber auf die aktuellen Geschehnisse zurückzukommen: Was passiert ist, war weit von dem Weg, was unter Widerstand zu verstehen ist. Was hier passiert ist, ist ein Verbrechen an der Menschlichkeit. Wahllose Zivilisten foltern, töten und dessen Leichen schänden und zu schau stellen. Und das wird meines Erachtens zurecht härteste Konsequenzen erfordern.

Problematisch wird das ganze wieder, wie ausnahmslos jeder solcher Konflikt, für die Zivilbevölkerung. In dessen Häuten will ich nicht stecken müssen. Allerdings muss man sich hier schon die Frage stellen, wie damit umgehen, wenn eben diese Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzt werden? Denn für mich ist richtig: Die Hamas-Terroristen gehören eliminiert. Stütz- und Knotenpunkte, sowie Waffenlager vernichtet und Tunnelsysteme allesamt zerstört. Und dies geht, so grausam es ist, nur mit reichlich Bomben aus der Luft und der anschließenden Bodenoffensive. Wobei ich davon ausgehe, dass die UN-Flüchtlingscamps davon nach Möglichkeit unberührt bleiben. Diplomatische Möglichkeiten dagegen sehe ich aktuell nicht.

Zitat17.17 Uhr: Abbas Kamel, der Chef des ägyptischen Geheimdienstes, soll den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu zehn Tage vor den Hamas-Angriffen gewarnt haben. Dies berichtet die israelische Nachrichtenseite ,,Ynet". Demnach habe Kamel Netanjahu mitgeteilt, dass Israel, dass ,,etwas Ungewöhnliches, eine schreckliche Operation" in der Nähe des Gazastreifens stattfinden könnte.

Netanjahu habe Kamels Worte lediglich ,,passiv" zur Kenntnis genommen, was beim Geheimdienst-Chef für Entsetzen gesorgt habe. Netanjahu habe darauf hingewiesen, dass sich die israelischen Streitkräfte derzeit auf die Terrorbekämpfung im Westjordanland konzentrierten.

Wenn sich das bestätigt, gehe ich fest davon aus, Netanjahu ist zeitnah nach dem Krieg politisch Geschichte. Gut für Israel. Nur die Umstände sind halt scheiße.

Zitat von: dAb am 09. Oktober 2023, 15:04:41...

Gezieltes Abwerben von Fachkräften, wo wir völlig im Hintertreffen sind -im übrigen auch, weil das Ausland den extremen Rechtsruck und den damit einhergehenden Rassismus, sowie die populistischen Debatten drumherum, durchaus mitkriegen- reicht allerdings nicht aus.

Wenn wir von "gezielter Arbeitsmigration" sprechen, sprechen wir in der Regel von qualifizierten FacharbeiterInnen. In der Industrie werden aber auch reihenweise einfacheres Personal, wie bspw. MaschinenbedienerInnen gesucht, für die es außer handwerkliches Geschick, keine Qualifizierung benötigt. Und auch für diese Stellen benötigen wir Migration. Denn der hiesige Markt an potenziellen (aber auch willigen) BewerberInnen ist weitestgehend leer, während aber viele offene Stellen vorhanden sind. Nicht nur saisonal. Das kommt mir leider oft zu kurz, wenn es denn überhaupt mal erwähnt wird.

Und das sind in der Regel dann die, welche nicht gezielt von uns suchend über die Grenzen kommen. Wo ich völlig bei dir bin, ist aber auch ebenso Menschen, welche hier (bereits) ohne Arbeit sind, arbeiten könnten (bzw. bei MigrantInnen auch dürfen) in den Arbeitsmarkt zu bringen. Dazu zählt aber auch eine qualitative Förderung.

Letzteres sieht aber leider nicht selten so aus, dass diese Leute in eine Maßnahme gedrängt werden, wo sie lernen den PC ein und auszuschalten. Überspitzt. Das bringt niemanden weiter und ist weit entfernt von einer qualitativen Förderung.

Zuletzt aber ist es für mich aber auch einfach eine grundlegende menschliche Komponente, niemanden abzuweisen. Erst recht nicht, wenn diese Leute bspw. aus der Ukraine dem Krieg wegen zu uns rüber sind. Sich hier vom Friedrich aber anhören dürfen, sie seien Sozialtouristen. Was die AfD dankend aufnimmt.

Zitat von: jeto am 09. Oktober 2023, 12:40:41Hat Russland nicht schon immer gute Beziehungen zur Hamas geführt?

Zur Hamas weiß ich nicht. Aber zum iranischen Mullah-Regime. Und die ja bekannterweise zu Russland.

Tatsächlich vielleicht weit hergeholt, aber ähnliches kam mir auch in den Sinn. Zumindest, das Russland über Planungen hierzu informiert war und weil es ihnen zu Gute kommen kann, keine Einwände dagegen hatten. Trotz eig. meines Wissens nach gute oder zumindest solide Beziehungen zu Israel.

In erster Linie aber sehe ich hier historische und tief verwurzelte Probleme, abseits von Russland. Aber es kommt ihnen gelegen. Und ich hoffe, der Fokus zur Ukraine wird sich nicht verlieren.

Thema Umsetzung politischer Punkte: Hier machen es sich viele aber auch zu einfach. Ein weiter so ist nun einmal nicht drin, wenn wir bspw. auf das Thema Klima blicken. Hier wurde seit Jahrzehnten gewarnt, umso länger wir warten, umso unpopulärer müssen die Entscheidungen sein. An dem Punkt sind wir derzeit. Hier gilt es aber bspw. zu Erklären, um die Leute, die auch abgeholt werden möchten, mitzunehmen. - Wenn auch durch die außenpolitischen Krisen und Kriege deutlich erschwerter.

Thema Migration ist mir zu einfach. Denn wir brauchen die Migration. Und wir brauchen sie nicht nur im industriellen Facharbeiterbereich, sondern auch in der einfacheren Produktion und in der Pflege. Die Alten gehen grade Stück für Stück allesamt in Rente und es kommt deutlich zu wenig nach. Und dies wird uns wirtschaftlich, ohne Migration, nicht zugutekommen. Im Gegenteil. Und das wird dann auch den Michael Müller betreffen.

Wir können sicherlich über die Art der Integration streiten. Ich finde, hier muss auch seitens des Staats mehr gemacht werden und vergangene Fehler gehören aufgearbeitet. Selbstverständlich darf Migration keine Einbahnstraße sein und Personen, welche nach Deutschland fliehen/kommen, müssen daran mitarbeiten. Auch können wir gerne darüber streiten, das Personen, die hier Zuflucht suchen und hierzulande die Hamas bejubeln, hier auf Dauer falsch sind. - Aber für bestimmte Personen die Grenzen zu schließen, wird am Ende der falsche Weg sein.

Was aber passiert, ist populistisches Geschwätz. Merz bügelt mal eben alle UkrainerInnen als Sozialtouristen ab und übernimmt auch anderweitig falsche rechte Narrative. Und solange dies derart passiert, darf man sich über Framing nicht beschweren. Und gut, für die AfD ist ohnehin jede/r MigrantIn eine/r zuviel.

Das richtige verkaufen, wie gesagt, sehe ich auch mit als Hauptproblem. Neben der Uneinigkeit in der Koa, die offen ausgetragen wird. Ich hoffe, hier wird man sich in Zukunft nochmal aufraffen können. Grade in aktuellen Zeiten (Klima, Wirtschaft und Krieg), ist es wichtiger denn je, den Leuten aufzeigen zu können, was die jeweiligen politischen Entscheidungen bedeuten und schwerere, auch unpopuläre Entscheidungen zu erklären. Das geht aber nur gemeinsam, ohne offen ausgetragenen Streit innerhalb der Koa.

Selbstverständlich kann man die verkaufte Politik trotzdem kritisieren. Gerne auch mit harten, aber fairen Bandagen.  Weil alles Gold was glänzt, ist es nicht, was unsere Ampel macht.

Vor allem in Bezug auf die Gefahr zur AfD, aber auch was außenpolitisch kommen kann, wünsche ich mir mehr Einigkeit. Wir leben nun einmal in schwierigen Zeiten. Und der Angriffskrieg der Russen in der Ukraine, der vielleicht bevorstehende Krieg im Balkan, Taiwan oder jetzt aktuell die Mobilmachung Israels im Krieg gegen die Hamas (und Iran? Je nachdem wie sich dieser verhalten wird), ist nichts, wo sich Deutschland mMn in einer globalen Welt fein heraushalten kann. Und selbst wenn wir es täten, werden diese Konflikte nicht an uns vorbeigehen.

Aber was ist unter richtiger Politik zu verstehen? Viele Punkte aus dem Koa.-Vertrag sind bereits umgesetzt. Das Problem ist doch viel mehr, die schlechte oder nicht vorhandene Kommunikation nach Außen und seine Politik somit nicht gut verkaufen zu können. Und dass die FDP selbst eine harte Opposition innerhalb der Koa ist und teils einen populistischen Kampf gegen seine Partner führt. Zusätzlich zu politischen Fehlentscheidungen. Die gibt es auch. Oder Punkte die bisher zu wenig angegangen wurde, wie bspw. die Wohnungsnot. Aber das Hauptproblem bleibt m.E. die ersten beiden Punkte.

Problematisch ist viel mehr auch, dass CDU/CSU (und teils auch die FDP) bewusst populistisch, gar ähnlich oder gleich den US Republikanern hetzerisch agieren und ebenso ganz bewusst Lügen verbreiten und sind somit weit weg von einem gesunden, gerne auch hart geführten politischen Streit. Und das stärkt mitunter die AfD, weil diese sich im Recht fühlen.

Die AfD muss weniger ein Thema werden. Da bin ich bei dir. Aber ohne nicht mehr auf sie zu schauen. Sie ist demokratiefeindlich und dies gehört auch benannt. Lügen und Hetze öffentlich gemacht und aufgezeigt. Ebenso aufgezeigt, dass die AfD Nazis sind und Deutschland ins größte verderben nach 45 führen werden. - Die Wirtschaft warnt und die jüdische Gemeinde ist inzwischen mehr als nur besorgt.